Damit Menschen mit mobiler Einschränkung ihren Alltag bewältigen und besser am gesellschaftlichen Leben teilhaben können, gibt es die Berliner Mobilitätshilfedienste. Unter dem Motto „Draußen spielt das Leben – wir bringen Sie hin“ unterstützen freiwillig Engagierte im Alltag.
Stefania Savelsberg und Sandra Bauer sind schon lange ein Team
Auf ein solches Mobilitätshilfe-Tandem treffe ich heute in Reinickendorf und bin sehr gespannt. Es ist Punkt 8 Uhr am Donnerstagmorgen und als ich am ausgemachten Treffpunkt ankomme, werde ich schon erwartet. Für Stefania Savelsberg und Sandra Bauer* geht es jeden Donnerstagmorgen zur gleichen Zeit gemeinsam zum Einkaufen, seit über 11 Jahren.
11 Jahre, so lange engagiert sich Frau Savelsberg bereits für das UNIONHILFSWERK. Für die 74-Jährige ist das ganz normal: „Damals hat meine Tochter ein Praktikum in der Altenpflege gemacht und hat mir erzählt, dass Leute gebraucht werden, die eingeschränkten Menschen bei diesen Erledigungen helfen. Mir geht es ja selbst auch nicht immer gut, also habe ich gedacht: Das ist doch was, was ich gut machen kann.“
Sandra Bauer freut sich über diese Konstante: „Die Mobilitätshilfe im UNIONHILFSWERK nehme ich seit Mitte der 80er Jahre in Anspruch. Anfangs waren das oft wechselnde Leute, aber seit 11 Jahren kommt immer Frau Savelsberg.“ Für sie ist diese Kontinuität besonders wichtig, denn Frau Bauer ist seit ihrem 30. Lebensjahr erblindet. „Da muss man dem Anderen eben vertrauen“, sagt sie und hakt sich bei Frau Savelsberg unter.
Das vertraute „Sie“
Und dass es dieses Vertrauensverhältnis gibt, sieht man sofort – denn die beiden sind nach all den Jahren ein eingespieltes Team. Routiniert umrunden Sie Baustellen, zu schnell fahrende Radfahrer und unaufmerksame Fußgänger, die sich trotz der auffälligen Blindenbinde scheinbar immer genau in den Weg von Frau Bauer stellen. Im Supermarkt wird gleich der komplette Wocheneinkauf für Frau Bauer erledigt. Sie wirken intim miteinander, bleiben aber beim höflichen Sie: „Ich suche Ihnen natürlich den schönsten Knoblauch raus, so bin ich eben“, neckt Frau Savelsberg.
Mit den Mitarbeiterinnen des UNIONHILFSWERK fühlt Frau Bauer sich sehr wohl: „Es läuft alles sehr unkompliziert, besonders deshalb, weil wir uns mittlerweile natürlich eher privat organisieren, zum Beispiel zu den Feiertagen. Da ist ein Mobilitätshilfedienst nämlich eigentlich gar nicht vorgesehen, obwohl ich ihn natürlich trotzdem brauche. Die Begleitdienste müssen einfach besser gefördert werden.“
Stefania Savelsberg engagiert sich mittlerweile auch in einem zweiten Tandem: „Da helfe ich einem älteren Herrn mit Rollator bei seinen Erledigungen.“ Das macht sie vor allem deshalb, weil es einfach zu wenige Menschen gibt, die als Mobilitätshelfer aktiv sind. Dabei ist das gar nicht so schwer, als offener Mensch lernt man den Umgang mit dem Tandempartner sehr schnell.
Mobilitätshelfer in Reinickendorf und Lichtenberg gesucht
Die Mobilitätshelfer im UNIONHILFSWERK werden speziell geschult im Umgang mit Rollstühlen, in der Blindenführung oder im Einsatz von elektronischen Treppensteiggeräten. Durch diese Schulung kommt die nötige Ruhe und Gelassenheit dann meist von ganz allein. Wichtig für potenzielle Mobilitätshelfer ist die Bereitschaft dazu, unseren Klienten regelmäßig zu helfen: In der Woche sollte man im Schnitt 1,5 Stunden Zeit einplanen.
Wenn Sie Interesse daran haben, als Mobilitätshelfer aktiv zu werden, melden Sie sich gern jederzeit bei unserem Freiwilligenmanagement. Es werden regelmäßig Einführungskurse inklusive Rollstuhlführerschein angeboten. Außerdem bietet das UNIONHILFSWERK bis 24. September vielfältige Gelegenheiten zum Hineinschnuppern an.
*Name von der Redaktion geändert.