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Unruhestand als Ehrenamtliche: Das Ehepaar Ebner hilft jungen Irakern

Eigentlich wollten Sie die Kultur in Berlin genießen aber oft bleibt ihnen dazu keine Zeit. Gertrud und Friedrich Ebner sind vor 8 Jahren nach Berlin gezogen. Ihren Ruhestand wollten sie für Kulturerlebnisse in der Hauptstadt nutzen. Friedrich Ebner war Abteilungsleiter im hessischen Innenministerium, Gertrud Ebner katholische Seelsorgerin. Ruhestand heißt für das engagierte Ehepaar aber auch Unruhestand.

Gemeinsam genießen Friedrich und Gertrud Ebner den Unruhestand.

Wir treffen uns in einem Cafe in Mitte und beide erzählen mit Leidenschaft und großer Begeisterung von ihrem Engagement als Ehrenamtliche. Gleich zu Beginn der Flüchtlingskrise unterstützten sie die Bewohner einer Flüchtlingsunterkunft des UNIONHILFSWERK, das in Hessenwinkel im Berliner Bezirk Rahnsdorf gegründet wurde. 150 Flüchtlinge aus Syrien, dem Irak, Afghanistan, Albanien oder dem Kosovo wurden dort unterbracht. Die meisten brauchten Hilfen beim täglichen Umgang mit Behörden aber auch beim Alltag in der ungewohnten Umgebung.

Vom IS verfolgt

Seit 2016 begleiten die Ebners  zwei junge irakische Flüchtlinge besonders intensiv. Gertrud Ebners Augen leuchten, wenn sie von „ihren“ Irakern erzählt. „Sie sind uns ans Herz gewachsen“, erzählt sie und betont, dass es gleichzeitig wichtig sei,  los zu lassen. Das versteht sie unter „Empowerment“. Friedrich Ebener ist stolz darauf, dass er bei der Vermittlung einer Ausbildungsstelle helfen konnte. Die Hürden waren hoch. Angefangen bei den Deutschkenntnissen bis hin zur Anerkennung der schulischen Vorbildung der Flüchtlinge. Die beiden jungen Iraker aus Mossul wurden als  Sunniten vom IS verfolgt und flüchteten nach Deutschland. Essam, der Ältere lernt jetzt Bäcker und ist bereits im dritten Ausbildungsjahr. Sein jüngerer  Bruder Bisam fand schnell Arbeit als Wachmann und will nun eine Ausbildung als Stahlbetonbauer beginnen. Die Langzeitbetreuung der Ebners ermöglichte diese Wege, war aber auch sehr herausfordernd. In manchen Wochen traf man sich fast täglich. Zeit, Geduld und Verlässlichkeit waren gefragt.

Fortbildung hilft

„Das ist ein gemeinsamer Weg“, betont Gertrud Ebner  „ aber wir  sind natürlich nicht die Eltern. Die Rollen müssen klar sein. Ich versuche immer zu motivieren, frage ‚was ist Euer Ziel oder was kostet das? Mein Mann wiederum ist sehr strukturiert und geht systematisch Punkt für Punkt durch und arbeitet das mit beiden ab“. Friedrich Ebner konnte den einen oder anderen Kontakt aus seiner aktiven Berufszeit nutzen. Und er lobt die wichtigen Fortbildungsveranstaltungen, die das Unionhilfswerk Freiwilligenmanagement für die Ehrenamtlichen organisierte. „ Sie haben uns immer das Gefühl gegeben, dass unsere ehrenamtliche Arbeit wichtig ist und, wenn wir einen Ansprechpartner brauchten, war immer jemand da“, erzählt er. Durch die ehrenamtliche Arbeit haben sich die Ebners mittlerweile ein eigenes Netzwerk an Kontakten aufgebaut.

Verschiedene Projekte der Stiftung Unionhilfswerk Berlin laden aktuell zur Begleitung der Neu-Berliner*innen mit Fluchterfahrungen in verschiedenen Bezirken ein. Mehr Informationen unter www.unionhilfswerk.de.

Integration mit Vollkornbrot

Mit Essam und Bisam sind sie auch schon in den Urlaub gefahren. Die Integration der beiden jungen Iraker geht voran.  Unlängst hat Essam, der Ältere, einen Kuchen für alle gebacken. Auch Vollkornbrot kann der Bäckerlehrling mittlerweile sehr routiniert herstellen.  „ Jetzt führen die beiden ihr eigenes Leben“, sagt Gertrud Ebner stolz, „ aber sie wissen, dass wir immer für die da sind“.

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