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Mein 9. November 1989 – Andreas Sperlich

Im Jahr 1989 habe ich an der Humboldt-Universität in Berlin studiert und in Teltow gewohnt. Auch wenn sich das niemand mehr vorstellen kann, musste man außen herum fahren, um zur Uni zu kommen. Mit dem Bus von Teltow nach Genshagener Heide (den Bahnhof gibt es heute gar nicht mehr), von dort mit dem Zug nach Karlshorst und weiter mit der S-Bahn nach Friedrichstraße. Eine Weltreise. Das bedeutete früh aufstehen und zeitig zu Bett gehen.

Im Vorfeld des 9. November 1989 war die Nervosität an der Universität groß. Wir wurden von offizieller Stelle angehalten, uns von den Protesten fernzuhalten, mit Exmatrikulation wurde gedroht. Am Vorabend des 9. November ging ich also zeitig zu Bett und stand am nächsten Morgen gegen 5.30 Uhr an der Bushaltestelle. Die Wartenden waren sehr aufgeregt und so erfuhr ich erst in diesem Moment, dass die Mauer gefallen war.

Ich hatte den historischen Moment „verschlafen“.

Als ich in der Uni ankam und dort das Seminar besuchen wollte, war da natürlich kaum einer, alle waren „im Westen“. Deshalb fuhr ich unverrichteter Dinge wieder nach Hause – wieder außen herum, was anderes habe ich mich nicht getraut –, setzte mich in meinen Trabbi und fuhr das erste Mal in meinem Leben von Potsdam-Babelsberg die Avus hinauf Richtung Halensee. Ein komisches Gefühl, da stand doch noch das Schild „Auffahrt verboten. Hier endet das Gebiet der DDR“. Auf dem Ku‘damm war ich dann mitten in der Euphorie des Mauerfalls angekommen.

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