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Den Blick in die richtige Richtung, nämlich nach vorne, richten

Unverhofft erlebt unsere Kollegin Stefanie Wind, Fachbereichsleitung für die Projekte der Stiftung Unionhilfswerk Berlin, einen magischen Moment. In einem Gespräch, das sich – wir kennen es aktuell wohl alle – um Bewältigungsstrategien in der Corona-Zeit dreht. In ihrem Gastbeitrag lässt sie uns an diesem Moment teilhaben. Liebe Leserinnen und Leser – genießen Sie diesen wunderbaren Text. Wir sind uns sicher, die Magie erreicht auch Sie.

Der Blick auf die Pinnwand sorgt bei Stefanie Wind für ein Lächeln - und für Hoffnung in einer verrückten Zeit

Kennen Sie das auch? Sie eröffnen ein Gespräch mit der Standardformel „Wie geht es Ihnen?“, routiniert, vielleicht nicht mit voller Aufmerksamkeit bei Ihrem Gegenüber? Und dann kommt eine Reaktion, die Sie aufhorchen lässt, die Sie voll und ganz in den Dialog einsteigen lässt, weil Ihr Gegenüber und seine*ihre Worte Sie tief im Herzen erreichen? Ich persönlich genieße diese Momente sehr, führen sie mich doch dahin, wo meiner Meinung nach der Kern einer jeden Begegnung liegen sollte: uns für den Moment einander zuzuwenden, uns zu interessieren und in einen echten Dialog zu treten.

Aktuell führt die Frage nach dem Befinden vollautomatisch zum Thema Corona. Das macht für mich das Erreichen des beschriebenen „magischen Momentes“ schwer, habe ich doch – wie viele andere – eine gewisse Abgeklärtheit und einen Zustand des Genervtseins erreicht.

Kürzlich hatte ich eines dieser vielen dienstlichen Telefonate; Nummer wählen, in Gedanken schon zur Hälfte beim nächsten Punkt der To-Do-Liste, Begrüßung, Frage nach dem Befinden, magischer Moment: Der Kollege zog mich mit seiner Antwort in seinen Bann. Und das mit dem Thema Corona.

Lebensbejahend und optimistisch, den Blick hoffnungsvoll nach vorn gerichtet

Lange hatte ich nicht mehr eine so gefestigte, in sich ruhende, lebensbejahende, optimistische Antwort gehört. Wir tauschten uns über unsere persönlichen „Bewältigungsstrategien“ aus und mussten lachen, als wir sehr viele Parallelen feststellten.
Wir beide brauchen Ankerpunkte und haben uns ebensolche geschaffen.
An einem prägnanten Beispiel lassen wir Sie gern teilhaben: im vergangenen Jahr hatte der Kollege einer guten Freundin Tickets für ein Roland Kaiser Konzert in Dresden geschenkt. Das Konzert wurde abgesagt, wie so vieles. Er allerdings entschied sich bewusst gegen die Erstattung, sondern bat beim Veranstalter um die Tickets für das Konzert 2021. Das ist jetzt für ihn der Ausblick: im Herbst wird er seine Freundin in Dresden zum besagten Konzert begleiten. Dabei kann er mit Roland Kaiser rein gar nichts anfangen.

Bei mir zuhause hängen seit Dezember 2020 zwei Tickets für das Musical „Die Eiskönigin“ für August 2021 in Hamburg. Als Mutter einer fünfjährigen Tochter bin ich kurz davor, auf „Die Eiskönigin“ allergische Reaktionen zu zeigen. Und mit Musicals kann ich kaum etwas anfangen. Dennoch freue ich mich jeden Tag beim Anblick der Tickets. Eine Woche vor der Einschulung werden mein Kind und ich einen aufregenden Mama-Kind-Trip nach Hamburg machen.

Weil mehr denn je gilt „Vorfreude ist die schönste Freude“

Die Pessimisten unter uns kommentieren einen solchen Kauf erwartungsgemäß: „Das ist doch bescheuert, Tickets mitten in der Pandemie zu kaufen, wenn das Stage Theater Hamburg in die Insolvenz geht, siehst du dieses Geld nicht wieder“ und so weiter. Wenn Ihr Pessimisten wüsstet, wie viel mehr Wert diese Tickets für mich und so viele von uns haben: sie geben Ausblick, Hoffnung, helfen, den Blick in die richtige Richtung, nämlich nach vorn, zu richten. Und sie zaubern ein Lächeln auf unsere Gesichter. Jeden Tag.

Ich würde übrigens liebend gern die Freundin meines Kollegen nach Dresden zu Roland Kaiser begleiten. Aber ein Tickettausch kam für ihn dann doch nicht infrage.

6 Kommentare zu “Den Blick in die richtige Richtung, nämlich nach vorne, richten”

  1. Andrea Goga |

    Liebe Stefanie,

    wie schön… dankeschön dafür… ich hoffe auch sehr, dass mich die Dänen dieses Jahr in ihr Land einreisen lassen 🙂

    Liebe Grüße
    Andrea Goga

  2. Janina Böhmer |

    Liebe Frau Wind!

    Mit Ihren herrlich optimistischen Worten erreichten Sie soeben eine Person, die eher nicht so risikofreudig durch diese verrückte Zeit stolziert. Dankeschön! Ist es nun an einem selbst die geschenkte Hoffnung aufzunehmen und weiterzutragen.
    Viele Grüße aus dem FM

  3. Gaby Dewitz |

    Wundervoll… der Optimismus ist so wichtig… es gibt noch mehr von uns.. auch ich habe letztes Jahr Tickets für April… hmmm ja April 2021 gekauft..ich bin ja so gespannt…
    Drücke alles was ich habe für den August in Hamburg und den Kollegen in Dresden. Tschaka…

  4. Susanne Bolz |

    Liebe Fr. Wind,
    vielen Dank, dass Sie uns an dieser netten Geschichte teilhaben lassen.
    Ich persönlich richte den Blick auch nach vorn: Habe bereits drei kürzere Reisen für dieses Jahr gebucht und mich auch getraut, die Anzahlungen zu leisten ;-). Nun kann der Blick nur noch nach vorn gehen!

    Herzlichst

    Susanne Bolz

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