Einsamkeit macht uns traurig. Langfristig kann sie auch dazu führen, dass wir nicht gut schlafen, sich unser Blutdruck verändert und wir unter Depressionen leiden. Daher stellt Einsamkeit ein ernsthaftes Problem für die Gesellschaft und das Gesundheitssystem dar.
Viele Menschen fühlen sich einsam
Laut einer Analyse der Konrad-Adenauer-Stiftung vom März 2021 fühlten sich im Sommer 2020 insgesamt 66 Prozent der befragten Deutschen einsam, 24 Prozent „immer“ und 42 Prozent „gelegentlich“. Ein Gutachten des Sozialverbands Deutschland zum Thema Einsamkeit weist außerdem darauf hin, dass vulnerable Bevölkerungsgruppen wie Langzeitarbeitslose, Menschen mit Behinderungen und Pflegebedürftige während der Corona-Pandemie besonders häufig mit Einsamkeitsgefühlen zu kämpfen hatten.
In der Bekämpfung von Einsamkeit steckt Deutschland mit einigen lokalen Modellprojekten noch in den Kinderschuhen. Ein Blick auf unsere europäischen Nachbarn lohnt sich: 2018 hat Großbritannien als erstes Land weltweit ein Ministerium für Einsamkeit eingerichtet, mit dem Ziel, der Isolation und Anonymität von Menschen entgegenzuwirken.
Die Ursachen
Doch aus welchen Gründen rutschen Menschen eigentlich in die Einsamkeit? Besonders gut erforscht ist diese Frage noch nicht. Einige offensichtliche Risikofaktoren gibt es allerdings. Zu ihnen gehören etwa die sozialen Medien, die einen Großteil der menschlichen Kommunikation ins Digitale verlegt haben, oder die Corona-Pandemie. Manche Menschen tun sich auch einfach schwerer als andere damit, sozialen Anschluss zu finden: etwa, weil sie unter chronischem Zeitmangel leiden, Angst vor Zurückweisung haben oder extrem introvertiert sind.
Raus aus der Einsamkeit
Wie kommen Menschen aus der Einsamkeit heraus? Die wichtigste Maßnahme zur Bekämpfung von Einsamkeit ist es, mit anderen Menschen in soziale Interaktion zu kommen. Langsam, aber stetig Kontakte zu knüpfen und sein soziales Netzwerk zu erweitern, ist das langfristige Ziel. Dies setzt jedoch voraus, sich zunächst über seine eigenen Wünsche, Bedürfnisse und Möglichkeiten bewusst zu werden und Maßnahmen zu finden, mit denen man sich wohlfühlt.
Zu hohe Erwartungen an sich selbst oder an andere wirken dagegen eher hinderlich. Wer sich zu schnell enttäuschen lässt, wird schon nach kurzer Zeit wieder aufgeben. Deshalb: Geduld haben! Und die Einsicht: Einsamkeit ist keine Schande, sie ist ein nützliches Gefühl. Wer merkt, dass er einsam ist, weiß: Es ist an der Zeit, etwas zu tun!
Unsere Reihe „Wege aus der Einsamkeit“
In unserer Reihe „Wege aus der Einsamkeit“ lesen Sie demnächst, was Bischof Dr. Christian Stäblein, geistlicher Leiter der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz, zu diesem Thema zu sagen hat. In einem weiteren Beitrag erfahren Sie, dass gerade Menschen mit einer psychischen Erkrankung von Einsamkeit betroffen sind – vor allem an Feiertagen.