Stefanie Wind (Foto links_© Maximilian Goedecke) lenkt heute als Fachbereichsleitung für die Projekte der Stiftung Unionhilfswerk Berlin die Geschicke rund um das Bürgerschaftliche Engagement und war vor 15 Jahren als erste Leitung der Sternenfischer sozusagen die Mutter der Berliner Freiwilligenagenturen. Ute Clausner (Foto rechts_© Gabriel Marino) leitet seit 01.07.2021 die STERNENFISCHER.
Als die STERNENFISCHER am 8.3.2008 „das Licht der Welt erblickten“, lag der Tag am einem Samstag – bewusst gewählt, damit die Gründungsparty ausschweifender werden konnte?
S. Wind: Nein. Bewusst gewählt, um zeitgleich die Frauen zu feiern. Wir haben im Rahmen der Eröffnung Margot Wolff geehrt, eine großartige Künstlerin aus Friedrichshagen.
Gab es Vorbilder für die Freiwilligenagenturen oder wie kam es zu diesem Format in diesem Bezirk?
S. Wind: Auf Bundesebene gab es gute Beispiele. Der damalige Sozialamtsleiter Jens Meißner hatte sich diese u.a. in Hannover und Halle/Saale angeschaut und hat die Idee in seinen Bezirk getragen.
Wie verlief die Anfangsphase – gab es Stolpersteine – was war besonders hilfreich?
S. Wind: Wie bei jedem neuen Projekt gab es Stolpersteine. Diese Art der Einrichtung war neu und in Treptow-Köpenick unbekannt. Jetzt kam da ein junges Team (ich war damals U30) und wollte die Welt des Engagements noch besser machen. Damit stießen wir auf Hürden. Geholfen hat das Standing in der Bezirkspolitik und Bezirksverwaltung. Wir waren gewollt und hatten viele Unterstützer*innen. Träger der STERNENFISCHER war die USE gGmbH, die beiden Geschäftsführer haben mir vertraut und mich machen lassen. Das war gut! Unsere Jugend hat eine gewisse Leichtigkeit in den Aufbau gebracht und der Spirit, etwas ganz Neues aufbauen zu dürfen, hat uns als Team durch die ersten Jahre getragen.
Wie hat sich die Rolle der Sternenfischer in den zurückliegenden 15 Jahren verändert?
S. Wind: Die Sternenfischer sind immer mit der Zeit gegangen. Heute gibt es z.B. den Geschäftsbereich junges Engagement, die Sternenfischer werden gerade „Kompetenzzentrum Lernen durch Engagement.“ Gerade in den letzten Jahren der Pandemie wurde deutlich, wie dynamisch und flexibel die Sternenfischer sind. Gern denke ich an die sehr erfolgreichen Upcycling Workshops, die digital durchgeführt wurden oder an die wichtige Arbeit der Corona-Hilfe und Ukraine-Hilfe.
Stefanie Wind, worauf sind Sie besonders stolz?
Ich bin stolz darauf, dass wir ein bisschen Geschichte schreiben konnten. Dass ein Berliner Bezirk Geld in die Hand nimmt, einen freien Träger beauftragt, mit diesem Geld eine Freiwilligenagentur aufzubauen, das war damals ein Novum. Wir konnten zeigen, wie viel Wirkung eine solche Einrichtung generiert. Es folgten weitere Bezirke diesem Treptow-Köpenicker Modell, inzwischen gibt es eine Förderung durch die Senatskanzlei für alle Berliner Bezirke und in jedem Bezirk eine Agentur. Hier durften wir Pioniere sein.
Ute Clausner, was hat Sie am meisten überrascht, als Sie zu den Sternenfischern kamen?
Die Bandbreite an Aufgaben in einem Freiwilligenzentrum und ein so hoch motiviertes Team. Damit meine ich, dass sich unser Aufgabengebiet seit 2020 in einem Krisenmodus (Corona, Geflüchtete aus der Ukraine oder jetzt Netzwerk der Wärme) befindet, wir darauf reagieren, unsere anderen Aufgaben auch bearbeiten und alle Mitarbeiter*innen mit ganzem Herzen voll hinter ihrer Arbeit stehen, wir uns alle sehr stark damit identifizieren. Für uns ist Engagement der Kitt, der unsere Gesellschaft zusammenhält und Begegnungen unterschiedlicher Formen ermöglicht.
Nachdem ich jetzt anderthalb Jahre bei den STERNENFISCHERN bin und mich aufgrund des Jubiläums mit der Historie beschäftige, verstehe ich langsam, wie innovativ der Ansatz einer Freiwilligenagentur vor 15 Jahren war und wie lang auch 15 Jahre sind: Wir arbeiten mit einigen Organisationen seit Beginn an zusammen, z.B. gibt es immer am ersten Tag der Freiwilligentage einen Stand, an dem Blumensträuße gebunden werden. Auf Veranstaltungen begegnen mir Menschen, die die STERNENFISCHER seit 15 Jahren kennen und mir mit strahlenden Augen von ihrem Engagement berichten und was es Ihnen bedeutet.
Was wünschen Sie sich für die Zukunft….
…für die Sternenfischer?
S. Wind: Dass sie sich ihre Wandlungsgfähigkeit bewahren und auch zukünftig kreativ auf die Herausforderungen der Zeit reagieren
U. Clausner: Dass wir dieses Jubeljahr nutzen, um die Schätze aus den 15 Jahren zu bewahren, Ballast loslassen, um so den Veränderungen der nächsten Jahre begegnen zu können.
….für die Freiwilligenagenturen der Stiftung Unionhilfswerk Berlin?
S. Wind: Für alle Freiwilligenagenturen in Berlin eine Anpassung der Förderung. Aktuell gibt es große Unterschiede in der Finanzierung bei vergleichbarer Beauftragung. Und natürlich ist der Spielraum ein anderer bei einer Förderung von 95.000 €/ Jahr wie aktuell in Reinickendorf verglichen mit einer Förderung mit mehr als 200.000€ wie sie die anderen unserer Agenturen erhalten. Wir sind bereit für Gespräche im Zuge der nächsten Haushaltsverhandlungen!
…für das Bürgerschaftliche Engagement in dieser Stadt?
U. Clausner: Eine Umsetzung der Engagementstrategie des Landes Berlin und damit verknüpft ein Blick auf Organisationen und Engagierte, dass sie dabei gestärkt werden dem Wandel in ihren Organisationen zu begegnen, damit sie wie wir wandlungsfähig bleiben und damit bspw. auf Veränderungen in der Engagementbereitschaft von Freiwilligen reagieren.
Was ist im Jubiläumsjahr alles geplant?
U. Clausner: Es wird am 8. September 23 zum Auftakt der Freiwilligentage eine große Geburtstagsfeier geben, Details planen wir gerade. Im Bereich der Öffentlichkeitsarbeit wird es einen Relaunch unserer Website geben und ein neues Postkartenmotiv, das die Verbindung von Treptow und Köpenick zeigen soll, da im Namen STERNENFISCHER nur das Stadtwappen von Köpenick verarbeitet ist.
Hier haben wir für Sie eine Bildauswahl besonderer Momente der letzten 15 Jahre zusammengestellt:
Liebes STERNENFISCHER-Team,
hier ist „Mutti“ 🙂
ich gratuliere auch nochmal auf diesem Wege herzlich zum 15. Geburtstag! Ihr macht einen tollen Job und seid beeindruckende Frauen, die voller Leidenschaft für Engagierte eintreten! Die knapp 10 gemeinsamen Jahre haben mich sehr stark geprägt; noch heute fühlt sich ein Besuch bei euch in Köpenick an wie „Nach-Hause-Kommen.“
Alles Liebe!
Stefanie
Vielen herzlichen Dank, liebe Stefanie! Merci auch für all die „Mutti“-Power :), deine Leidenschaft, dein Know-how und deine Kreativität. Auf die nächsten 15 Jahre, liebe Grüße, Elisabeth