Häusliche Pflege war vor 28 Jahren noch gänzlich anders
Eine langjährige Freundin, mit der sie gemeinsam die Ausbildung zur examinierten Krankenschwester gemacht hatte, empfahl ihr das UNIONHILFSWERK. Und so begann Ute Scheffer 1990 in der damaligen Sozialstation in Neukölln, in einem kleinen Büro mit zwei Räumen, als Honorarkraft.
Die ambulante Pflege war ihr zu dieser Zeit völlig fremd und an die ersten Eindrücke denkt Ute Scheffer mit sehr gemischten Gefühlen zurück. Schwierige Lebens- und Versorgungsbedingungen der Patienten, gerade im Vergleich zur stationären Pflege, machten ihr ebenso zu schaffen wie die neue Situation, Menschen in deren Wohnungen anzutreffen und sie in ihren privaten Räumen zu pflegen.
„Nein, das werde ich nicht lange machen“, stand daher für Ute Scheffer schnell fest und es war wieder ihre Freundin und Kollegin, die ihr damals Mut machte und ihr riet, Geduld zu haben. Denn die ambulante Pflege war zu dieser Zeit im Aufbau, häusliche Krankenpflege entwickelte sich gerade und die Pflegenden hatten einen großen Gestaltungsspielraum.
Es gab damals weder Pflegestufen noch Pflegegrade. Die Finanzierung der häuslichen Pflege lief über die Bewilligung der Krankenkassen oder des Sozialamtes mit der sogenannten „Verordnung für häusliche Krankenpflege“. Grundpflege, Behandlungspflege oder häusliche Versorgung konnten von Ärzten oder Krankenhäusern verordnet werden und diese gingen zu der Zeit großzügig damit um. Gerade bei der Komplettverordnung ergab sich somit viel Zeit für die Patienten.
Ute Scheffer erinnert sich gern daran zurück und berichtet, dass sie in 6 Stunden manchmal nur 4 oder 5 Patienten besucht hat. So konnte man sich Zeit nehmen für den Menschen. Und dieser Vorteil war damals auch ihr Grund, in der häuslichen Pflege zu bleiben.
Im gleichen Jahr bekam Ute Scheffer ihren festen Arbeitsvertrag und auch ein Umzug der Sozialstation in die Anzengruber Straße stand an.
Etwa fünf Jahre später gab es einen Leitungswechsel und Ute Scheffer wurde stellvertretende Pflegedienstleitung. Dafür besuchte sie ein Jahr lang berufsbegleitend eine „Weiterbildung für Pflegedienstleitungen im ambulanten Bereich“. Hinzu kam eine Zusatzqualifikation als Qualitätsassistentin.
Das Pflegeversicherungsgesetz veränderte vieles
1996 trat das Pflegeversicherungsgesetz mit den Pflegestufen in Kraft und veränderte vieles. Die Finanzierung der häuslichen Pflege war hierdurch eine gänzlich Neue. Außerdem sah das Gesetz ein striktes Qualitätsmanagement in den Unternehmen vor. Für Ute Scheffer blieb es intensiv. Zeitweise war sie Praxisanleiterin für die Auszubildenden aus den Krankenhäusern. Ehrenamtlich war sie außerdem „Sicherheitsbeauftragte“.
„Meine Wünsche, mich weiterzuentwickeln, Neues auszuprobieren oder mich inhaltlich zu verändern, wurden immer berücksichtigt, unterstützt und gefördert. Das ist auch einer der Gründe, warum ich inzwischen seit fast 30 Jahren im UNIONHILFSWERK bin.“, so Ute Scheffer.
Das Interesse an gerontopsychiatrischen Inhalten wuchs
Ihre weitere Entwicklung führte sie in den gerontopsychiatrischen Bereich.
Damals wuchs der Kostendruck und führte unter anderem dazu, dass die beiden Neuköllner Pflegedienste zusammengelegt wurden und gemeinsam in größere Räume in der Karl-Marx-Straße zogen. „Diese Zeit war nicht leicht“, erinnert sich Ute Scheffer. Sie trifft damals die Entscheidung, ihre Leitungsfunktion abzugeben. „Keine leichte, aber eine gut überlegte Entscheidung, die ich auch nie bereut habe“, sagt sie im Rückblick.
Zu dieser Zeit wurde der Kontakt zu den Patienten immer weniger und in Ute Scheffer wuchs der Wunsch, wieder mehr in der direkten Pflege zu arbeiten. Aus fachlichem Interesse machte Ute Scheffer damals eine gerontopsychiatrische Weiterbildung.
Etwa zeitgleich baute der Träger die ersten Wohngemeinschaften für Menschen mit Demenz auf und entwickelte Konzepte und Ideen für diese Wohnform. In ihren Spätdiensten versorgte Ute Scheffer die Bewohner der Demenz-Wohngemeinschaften bereits regelmäßig und es entstand der Gedanke, hier kontinuierlich zu pflegen und zu begleiten.
Ein Novum, denn bis dahin waren ausschließlich Pflegekräfte in den Wohngemeinschaften tätig. Für die pflegefachlichen Aufgaben kamen die Kolleginnen stundenweise in die Wohnung.
Auch die Dauerspätdienste – Ute Scheffer arbeitete 13 Jahre lange im Dauerspätdienst – wurden immer anstrengender und intensiver. Und so erfüllte sich ein „Wunsch ans Universum“, wie Ute Scheffer es beschreibt, als sie im August 2017 die Ausschreibung „Pflegefachkraft für die WG in Berlin-Neukölln“ sieht.
Fester Bestandteil in der Wohngemeinschaft für Menschen mit Demenz
Seit November ist sie nun festes Teammitglied der Wohngemeinschaft und arbeitet dort in Früh- und Spätdiensten. Sie mag die engere Beziehung und Nähe zu den Patienten und das personenzentrierte Arbeiten.
„Natürlich sind die immer wiederkehrenden, gleichen Fragen der Bewohner, deren Kurzzeitgedächtnis massiv eingeschränkt ist, manchmal eine Belastung und für den medizinischen Bereich musste ich selbst erst eine Struktur finden und mich organisieren. Aber es fühlt sich richtig an. Ich bin glücklich hier“, schildert Ute Scheffer ihre aktuelle Arbeitssituation.