Manchmal toben zehn Kinder aller Altersstufen durch den Raum, aber an diesem Tag sind nur fünf Kinder da. Leise ist es trotzdem nicht. Ein Mädchen übt mit großem Elan „ Frère Jaques“ auf dem Klavier. Ein anderes Mädchen versucht sich an der Blockflöte.
Jasmin Wagner gibt geduldig Auskunft, malt Noten auf und erläutert die verschiedenen Handgriffe. Zwischendurch geht sie zum Klavier und zeigt, dass sich das Stück ohne Pedal viel schöner anhört. „Bitte ohne Pedal“ fordert sie freundlich. Wortfetzen fliegen durch den Raum. Mal ist es Arabisch, dann Deutsch, dann Englisch und „Bruder Jakob“ wird natürlich in Französisch vorgesungen.
Das Musizieren soll vor allem Spaß machen
Jasmin Wagner lebt seit 2011 in Berlin und ist an der Musikakademie in Jerusalem ausgebildet worden. Sie liebt Musik und komponiert auch selbst. Die Kinder der Pankower Flüchtlingsunterkunft kommen aus Gebieten, in denen Krieg herrschte. Sie mussten mit ihren Eltern fliehen. Viele Kinder sprechen schon sehr gut Deutsch. „ Sie sprechen besser als ich“, lacht Jasmin Wagner. Zwei Mal in der Woche unterrichtet sie in Pankow ohne Entgelt für 3-4 Stunden Musik. Zum Unterricht bringt sie ihre eigene Flötensammlung mit. Neben den „deutschen“ Blockföten gibt es auch große Alt-Flöten. Die Kinder machen begeistert mit. Auch wenn der Unterricht manchmal etwas chaotisch abläuft, denn die Aufmerksamkeit ist nicht bei allen gleich groß. Einige sind ungeduldig und fangen an zu springen oder probieren mal die Flöten aus, dann das Klavier oder die Geige.
Jasmin Wagner strahlt Ruhe aus und freut sich über die Fortschritte. „Ich habe hier schon große Talente erlebt. Ein Mädchen hat innerhalb kürzester Zeit alle drei Lehrbücher durchgespielt. Ich hoffe, dass sie weiter die Möglichkeit hat, Musik zu machen,“ erzählt Jasmin Wagner begeistert. „Musizieren soll Spaß machen“ betont sie und ermutigt die Kinder, ihre Gefühle mit Hilfe der Musik auszudrücken.
Jasmin Wagner kam selbst als Geflüchtete nach Deutschland
Für die 37-jährige ist die Arbeit in der Pankower Flüchtlingsunterkunft ein wichtiges, freiwilliges Engagement, dass auch ihr selbst Kraft gibt. Als sie 2011 nach Berlin kam, war sie selbst Geflüchtete. Damals haben ihr viele Menschen geholfen. Die Unterstützung, die sie erhalten hat, möchte Jasmin Wagner heute anderen zurückgeben. Wie viel Freude sie dabei hat, spürt man sofort, wenn man ihr beim Unterricht zuschaut. Es wird gesungen, musiziert und sehr viel gelacht. Manche Kinder kommen regelmäßig, andere schaffen es nur sporadisch. Aber wenn sie dann in dem hellen Raum mit dem alten Klavier musizieren, vergessen sie für eine Weile ihre Sorgen und machen begeistert mit.
Verstärkung und Unterstützung gesucht
Weitere Verstärkung ist herzlich willkommen, beispielsweise für die Hausaufgabenbetreuung von Kindern und Jugendlichen, bei der 1:1-Begleitung von Erwachsenen beim Spracherwerb und der Berufsorientierung sowie in der redaktionellen Mitarbeit, um Engagement sichtbarer zu gestalten.
Kontakt: Ralf René Gottschalk, Telefon 0162 4313870.