Wir waren in unserer Bauleitungsbaracke auf der U-Bahn-Baustelle am Tierpark (jetzt U5) versammelt, etwa zehn Kolleginnen und Kollegen, und hörten uns am Abend einen Vortrag an. Die Tochter unseres Kollegen Horst hatte eine Reise mit einer Studentengruppe der Technischen Universität Dresden nach Nordkorea unternommen.
Gegen 21 Uhr kam unsere Kollegin Brigitte wieder in den Vortragsraum und sagte, dass in den Radios Meldungen von Grenzübergängen in Berlin laufen und sich Menschenmassen vor den Schlagbäumen versammelt haben.
Das Westfernsehen hätte angeblich gemeldet, dass Günter Schabowski verkündet hätte, dass DDR-Bürger ohne Antrag „unverzüglich“ die Grenze nach Westberlin überschreiten dürfen. Die Ostberliner haben sich sofort auf den Weg gemacht und forderten nun die Posten an den Übergangsstellen auf, Durchlass zu gewähren.
Unfassbar große Freude unter uns. Am liebsten wären wir gleich alle losgefahren, aber wir hatten doch jeder einigen Alkohol im Blut. Am Sonnabend bin ich dann mit meiner Frau und unserem Sohn über die Waltersdorfer Chaussee in Schönefeld mit dem Auto nach Rudow.
Erste Station war für uns Gropiusstadt, dann weiter nach Charlottenburg, um Freunde und Familienangehörige in die Arme zu schließen. Das war wohl der glücklichste Tag für uns nach jahrzehntelanger Trennung.