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Video: “Wir wollen, dass das, was erfolgreich ist, weitergeführt wird”

Michael Dietmann wird ab dem 1. Januar 2024 neues Mitglied des Vorstands der Stiftung Unionhilfswerk Berlin. Nach einer zehnmonatigen Einarbeitung übernimmt er dann zum 1. Oktober die Position des Vorstandsvorsitzenden. Diese Position hat bis Ende September Norbert Prochnow inne. In einem ausführlichen Interview, das Sie anschauen oder lesen können, erzählt Michael Dietmann unter anderem, wie es zu diesem Schritt kam und was er vorhat.

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Gina Schmelter: Lieber Herr Dietmann, Sie waren viele Jahre Vorsitzender des Aufsichtsrats der Gesellschaften sowie stellvertretender Vorsitzender des Stiftungsrats. Und nun werden Sie im Oktober Vorstandsvorsitzender der Stiftung Unionhilfswerk Berlin. Was hat Sie zu diesem Schritt bewogen?

Michael Dietmann: Erst mal habe ich aus den bisherigen Funktionen heraus natürlich an der Diskussion teilgehabt. Wie geht es eigentlich weiter, wenn Norbert Prochnow in seiner Funktion nicht mehr da ist? Und irgendwann, wie es der Zufall manchmal so will, entstand eine Situation, dass ich mich neu orientiert habe und die Frage aufkam, ob ich mir nicht vorstellen könnte, in der Nachfolge von Norbert Prochnow Vorstandsvorsitzender der Stiftung zu werden.

Und ich gebe zu, ich habe mir das gar nicht so leicht gemacht, weil es auch in meiner Vita durchaus etwas ganz anderes ist, als das, was ich bisher gemacht habe – auch wenn es ganz viele Dinge gibt, die natürlich alt bekannt sein werden. Aber ich habe lange darüber nachgedacht und je länger ich darüber nachdachte, desto spannender fand ich es, sich für etwas zu engagieren, das einen Mehrwert bietet, das Sinn stiftet, sich für Menschen zu engagieren, Lebensqualität zu geben – und das nicht bloß zu begleiten, sondern mittendrin zu sein. Und ja, ich habe mich dann nach vielen Gesprächen, die ich geführt habe, entschieden, das Angebot zu machen, Vorstandsvorsitzender werden zu können.

Und ich freue mich sehr, dass dieses Angebot angenommen wurde und ich die Unterstützung des Stiftungsrates bekommen habe. Ich empfinde das als Herausforderung. Und ich freue mich sehr über diese neue Herausforderung. Ich glaube, es ist etwas – und das bewegt mich sehr – was wirklich sinnstiftend ist. Anders als bei meinen bisherigen beruflichen Positionen sage ich immer: „Es ist definitiv viel besser, sich damit zu beschäftigen, wie man Menschen eine gute Lebensqualität geben kann, als darüber nachzudenken, wie viele Girokonten man verkaufen sollte“.

Bevor Sie aber den Staffelstab übernehmen, gibt es eine zehnmonatige Übergangsphase. Was haben Sie sich für diese ersten Monate in Ihrer neuen Rolle vorgenommen?

Ich habe mir vorgenommen, das Unionhilfswerk noch besser kennenzulernen. Natürlich begleite ich den Träger schon seit vielen Jahren. Aber jetzt geht es darum, mit den Menschen, die hier arbeiten, die von uns betreut werden, zu sprechen, deren Sorgen, Nöte und auch Erwartungen besser kennenzulernen. Einfach mehr vor Ort zu sein. Das habe ich natürlich in den bisherigen Rollen so nicht getan und es war auch nicht notwendig. Und ich glaube, es geht darum, die DNA der Stiftung, der Unternehmung, noch besser kennenzulernen, ein noch besseres Gefühl dafür zu entwickeln, was die Themenschwerpunkte sind.

Natürlich geht es auch darum, mit Andreas Sperlich und Norbert Prochnow eine gute Übergangsphase zu gestalten. Denn wir wollen ja Kontinuität. Wir wollen, dass das, was erfolgreich ist, weitergeführt wird. Wir wollen das in großer Harmonie hinkriegen. Und ich bin mir ziemlich sicher, dass das gut funktioniert, weil ich mit den beiden schon seit Jahren sehr eng und gut zusammenarbeite.

Das klingt sehr gut. Wir blicken mal ganz kurz zurück. 1947 haben Ehrenamtliche das Unionhilfswerk gegründet und heute arbeiten circa 3000 Mitarbeitende und sogar 900 freiwillig und ehrenamtlich Engagierte hier. Wie kann der erfolgreiche soziale Träger noch erfolgreicher werden? Sie haben ja gerade ein Stichwort genannt: Erfolg.

Also erstmal ist das eine beeindruckende Bilanz und es kommt ganz häufig vor, dass, wenn ich erzähle, dass ich in den Aufsichtsgremien sitze, dass ich erst mal angeguckt werde und man sagt: „Okay, was ist das eigentlich?“. Und wenn man dann darüber berichtet, dass das Unionhilfswerk zu den Top 30 Arbeitgebern in Berlin gehört – und das ist ja nun wirklich eine bedeutende Zahl –, dann werden die Ohren und das Interesse noch etwas größer.

Und ich glaube, um die Frage zu beantworten, es geht darum, dass Unionhilfswerk auch stärker in das Bewusstsein, auch der Diskussion, die in Berlin stattfindet – der sozialpolitischen, aber auch der unternehmenspolitischen zu rücken und zu gucken, dass wir vielleicht etwas sichtbarer werden – nicht aufdringlich, aber wahrnehmbarer. Um damit eben auch eine Stimme für diejenigen zu sein, die vielleicht an anderen Stellen keine Stimme haben.

Aber ich glaube, hier können wir eben auch mit dem Stiftungsrat und durch die Persönlichkeiten, die da drin sind, durch die handelnden Personen, durch unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, noch mal ein anderes Bewusstsein in der Öffentlichkeit dafür schaffen, was Unionhilfswerk eigentlich bedeutet.

Vorhin haben Sie „sinnstiftend“ gesagt. Das führt mich dann gleich auch zur nächsten Frage. Seit langem sind Sie im Unionhilfswerk tätig. Wie kam es dazu und warum ist es Ihnen wichtig, sich in einem Träger der freien Wohlfahrtspflege zu engagieren?

Ja, wie kam es eigentlich dazu? Natürlich ist es zuerst mal der Verein gewesen, der aufgrund der politischen Aktivitäten für mich als Mitglied relativ naheliegend war. Ich bin in dem Verein seit vielen Jahren Mitglied und ich bin tatsächlich damals von Dieter Krebs (ehemaliger Vorsitzender des Unionhilfswerk Landesverband Berlin e.V.) angesprochen worden als Mitglied der Fraktion, ob ich mir nicht vorstellen könnte, in dem damaligen Beirat mitzuarbeiten. Das war ja erst mal ein beratendes Gremium, eher sehr begleitend, noch auf niedriger Flamme. Und ich habe auch damals nach einigem Überlegen durchaus zugestimmt, weil ich es interessant fand, dies als Ausgleich zu meiner beruflichen Tätigkeit zu machen. Und natürlich, um auch auf der sozialpolitischen Seite ein Statement zu geben, weil mir das Anliegen des Trägers wichtig ist.

Und insofern, glaube ich, passt das gut zueinander, sich zu engagieren, sich in der Gesellschaft grundsätzlich zu engagieren. Bei mir war es dann das Unionhilfswerk – was für eine glückliche Fügung. Und sich für andere Menschen, die Hilfe benötigen, einzusetzen und für diese eine Stimme zu sein, ist etwas, dass für diejenigen, die es können, die stark sind, die die Stimme geben können, eigentlich eine Selbstverständlichkeit sein sollte.

Deswegen habe ich gerne mitgeholfen. Und wenn man so will, bin ich da eben auch reingewachsen. Das war, glaube ich, nicht absehbar, als mich Dieter Krebs damals fragte – dass ich heute mal hier sitze und über eine zukünftige Rolle im Unionhilfswerk ein Interview gebe.  Es hat sich entwickelt und ich fand immer großartig, was die Menschen, die hier arbeiten, leisten.

Wir haben Info-Touren gemacht, wo ich mit großer Begeisterung gesehen habe, mit wieviel Engagement sich Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter eingesetzt haben. Ich habe natürlich die Geschäftsführerinnen und Geschäftsführer kennengelernt und gesehen, mit wie viel Verve sie den Dingen nachgehen, die wichtig sind. Und dazu gehört eben nicht bloß, darauf zu achten, dass das Unionhilfswerk auf finanziell stabilen Beinen steht, sondern auch immer die Menschen im Blick zu haben, um die es am Ende des Tages geht. Deswegen habe ich immer gern mitgemacht. Und so bin ich damals zum Unionhilfswerk gekommen.

Und es ist ja durchaus auch ein bisschen privat. Sie sind ja nicht nur beruflich mit dem Unionhilfswerk verwoben, sondern es ist ja auch dieses private Engagement. Und nun kommen wir mal zu dem privaten Michael Dietmann. Was können sie über sich erzählen?

Was kann ich über mich erzählen? Ich bin geborener Berliner. Das ist ja heutzutage auch nicht mehr ganz so üblich. Ich bin in Reinickendorf aufgewachsen, zur Schule gegangen, lebe dort auch immer noch. Ich bin, wie man so schön sagt, getrennt lebend und habe zwei Kinder, zwei erwachsene Kinder, die 18 und 21 Jahre alt sind, mit denen ich wahnsinnig gerne Zeit verbringe.

Ansonsten, das ist ja nicht zu trennen von meiner Person: das politische Engagement. Ich bin seit vielen Jahren Mitglied des Abgeordnetenhauses und ja, das sind eigentlich die Eckpfeiler. Wenn man jetzt noch tiefer gehen würde und sagt: „Mensch, was tust du denn gerne?“. Dann würde ich immer „Sport“ antworten. Jetzt sitze ich. Das ist vorteilhaft. Wenn ich stehe, würden einige sagen: „Der meint wohl, er guckt gern Fußball im Fernsehen“. Aber tatsächlich mache ich nach wie vor ganz gerne Sport, auch wenn es dann eher Dinge sind, die vielleicht altersangemessener sind und bei denen man darauf achtet, dass man gesund bleibt.

Vielen herzlichen Dank.

Sehr gerne.

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