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Eine Frau der leisen Stärke

Bärbel Bette ist 69 Jahre alt und begleitete 45 Jahre lang als Krankenschwester und Stationsleiterin Menschen in schwierigen Zeiten - mit Empathie und Respekt. Jetzt ist sie im Ruhestand, leitet ehrenamtlich Selbsthilfegruppen für pflegende Angehörige des Unionhilfswerks und bietet damit Unterstützung und Austausch. Sie betont die zentrale Rolle ehrenamtlicher Arbeit in der Gesellschaft und wünscht sich mehr Anerkennung für die Leistung pflegender Angehöriger. Corinna Weber traf Frau Bette zum Interview und berichtet heute von dieser inspirierenden Begegnung.

Der Raum im Selbsthilfezentrum Reinickendorf, in dem ich Bärbel Bette zum Gespräch treffe, ist schlicht, aber einladend. Hier treffen sich regelmäßig Gruppen pflegender Angehöriger, die Bärbel Bette ehrenamtlich betreut. Sofort fällt ihre ruhige, freundliche Ausstrahlung auf.

Empathie und Respekt waren und sind ihre Leitlinien

Mit 69 Jahren hat sie viel erlebt. 45 Jahre lang arbeitete Bärbel Bette als Krankenschwester und Stationsleiterin, insbesondere in der Onkologie und der Herzchirurgie. „Ich versuche immer, die Menschen zu sehen und ihnen vorurteilsfrei zu begegnen.“ Empathie und Respekt waren ihre Leitlinien. Doch sie spricht auch offen über die Belastungen: Überstunden, Unterbesetzung und den damit verbundenen Druck, der oft zulasten ihres Privatlebens ging. Seit dem Tod ihres Mannes vor 20 Jahren sorgte sie allein für den Lebensunterhalt ihrer damals neun und zwölf Jahre alten Kinder. Ohne Dramatik, aber mit Klarheit schildert sie, wie diese Zeit sie prägte und ihr den Wert von Resilienz lehrte.

Heute im Ruhestand leitet Bärbel Bette ehrenamtlich zwei Selbsthilfegruppen für pflegende Angehörige der Kontaktstelle PflegeEngagement Reinickendorf, ein Projekt des Unionhilfswerks.

Die Bedeutung der ehrenamtlichen Arbeit

„Als ich vor zwölf Jahren nach Berlin-Reinickendorf gezogen bin, da war ich so glücklich, dass ich gedacht habe, es geht mir so gut, ich könnte ja Zeit spenden“. Die Gruppen bieten Angehörigen Raum, um über ihre Ängste und Belastungen zu sprechen. Für Bärbel Bette ist diese Arbeit eine sinnvolle Fortsetzung ihres Berufslebens. Sie weiß, wie viel Kraft es kostet, sich um andere zu kümmern. Sie ist überzeugt, dass das Ehrenamt eine tragende Säule der Gesellschaft ist. „Ohne ehrenamtliche Arbeit würde der Staat weniger funktionieren“, sagt sie. Besonders in der Pflege sind Angehörige oft auf sich allein gestellt. Sie fordert mehr Anerkennung für die enorme Arbeit, die pflegende Angehörige leisten: „Ohne die Pflege zu Hause wären unsere Krankenhäuser und Heime überfüllt. Der Staat könnte das gar nicht leisten.“ Bärbel Bette ist sich sicher, dass gesellschaftlicher Zusammenhalt nur durch gegenseitige Unterstützung gelingen kann. Mit bescheidener Zurückhaltung erwähnt sie, dass sie für ihr ehrenamtliches Engagement geehrt wurde.

Handeln, das andere inspiriert

Zum Ende unseres Gesprächs betont sie, dass es ihr trotz ihrer Verpflichtungen wichtig ist, Zeit für sich selbst zu haben. Sie ist sportlich aktiv, besucht kulturelle Veranstaltungen und verbringt Zeit mit Freunden und ihrer Enkeltochter. „Ich bin zufrieden und glücklich mit meiner Lebenssituation“, sagt sie. Bärbel Bette verkörpert eine leise Stärke, die durch Bescheidenheit und Empathie geprägt ist. Eine Frau, die durch ihre lebensbejahende Einstellung und ihr Handeln inspiriert und zeigt, wie wichtig es ist, füreinander da zu sein.

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