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Freiwilliges Engagement: Für den sozialen Frieden in der Stadt

Das Ehrenamtsbüro Reinickendorf eröffnete am 12. November einen zusätzlichen Standort in der Grußdorfstraße. Er wird dazu beitragen, freiwilliges und ehrenamtliches Engagement im Bezirk noch mehr zu fördern und zu unterstützen. Wir fragen Projektleiter Ralf René Gottschalk nach seinen Plänen, Hoffnungen und den aktuellen Herausforderungen rund um die Standorteröffnung.

Projektleiter Ralf René Gottschalk (links), Bürgermeister des Bezirks Reinickendorf Frank Balzer (mittig) und Vorstandsvorsitzender der Stiftung Unionhilfswerk Berlin Norbert Prochnow (rechts) freuen sich über die Eröffnung des zusätzlichen Standortes für das Ehrenamtsbüro Reinickendorf

Wir gratulieren Ihnen zum Startschuss des zusätzlichen Standorts im Bezirk Reinickendorf! Was wünschen Sie sich für das Ehrenamtsbüro in der Grußdorfstraße 16?

Ich danke Ihnen sehr für Ihren Glückwunsch, der unsere freudige Stimmung unterstreicht, die ich mit der offiziellen Eröffnung des zusätzlichen Standortes in Berlin-Tegel verspüre. Ein großer Wunsch ist bereits mit Lage der Geschäftsräume in Erfüllung gegangen. Großer Dank für die Entdeckung dieser Geschäftsräume gebührt meiner engagierten Kollegin. Mit der Eröffnung des neuen Tegel-Centers – in absehbarer Zeit – auf der gegenüberliegenden Straßenseite, sind wir ein Teil des pulsierenden Lebens einer lebendigen Stadtgesellschaft. Für die Sichtbarkeit des bürgerschaftlichen Engagements in Berlin-Reinickendorf ist der zusätzliche Standort ein unschätzbarer Zugewinn.

Wie ergänzen sich die beiden Standorte in Reinickendorf?

Der Traditionsstandort im Rathaus Reinickendorf – seit 1996 bestehend – bildet weiterhin mit seinen engagierten ehrenamtlichen Kolleg*innen die Basis für die gelingende Beratung und Vermittlung von interessierten Reinickendorfer*innen in das ehrenamtliche und freiwillige Engagement.
Der zusätzliche Standort mit seinen 65 m² in Berlin-Tegel macht es nun möglich, das mit dem Auftraggeber, dem Bezirksamt Reinickendorf, erarbeitete Konzept so umzusetzen, dass dieses einer für Freiwilligenagenturen zeitgemäßen Qualität und Professionalität entspricht.

Wie und womit wird der zusätzliche Standort freiwilliges und ehrenamtliches Engagement in Reinickendorf fördern und unterstützen?

Gemeinsam mit meiner Kollegin und ihren langjährigen fachlichen Kompetenzen als Freiwilligenkoordinatorin bauen wir am Standort Grußdorfstraße die weiteren Handlungsfelder nach den Standards der Bundesarbeitsgemeinschaft der Freiwilligenagenturen aus und auf.
Hier werden wir soziale Einrichtungen und Projekte sowie Vereine beratend unterstützen, um ihre Arbeit mit freiwillig Engagierten zu stärken und weiterzuentwickeln. Zum Beispiel bei Freiwilligenvereinbarungen, Leitfäden zur Freiwilligenarbeit, Willkommens- und Begleitformaten sowie Dankeschön-Formaten.
Die Unterstützung bei Projektentwicklungen in den vielfältigen und sich auch oft verändernden Engagementfeldern ist ebenso eines unserer künftigen Handlungsfelder.

Lassen Sie mich als Beispiel auf die vergangenen fünf Jahre blicken. Eben waren da noch geflüchtete Menschen mit großen Hilfe- und Unterstützungsbedarfen. Jetzt sind die gleiche Menschen Berlinerinnen und Berliner, die sich gestaltend und engagierend in die Gesellschaft einbringen.
Oder nehmen wir das Jahr 2020 mit seinen rasanten Veränderungen, die neue Formate auch für das freiwillige Engagement notwendig machen. Teilweise, um die zwischenmenschlichen Kontakte aufrecht zu erhalten, können Treffen und Hilfeangebote nur per Telefon oder Online-Plattformen umgesetzt werden. Nicht jede*r kann hier im Umgang mit der Technik mithalten und so braucht es Projekte, um Menschen mit diesen neuen, digitalen Möglichkeiten vertraut zu machen.
Die Netzwerkarbeit und Kooperationsentwicklung im Bereich des bürgerschaftlichen Engagements ist ebenfalls ein weiteres und wichtiges Aufgabenfeld für uns und auch die Interessenvertretung für das freiwillige und ehrenamtliche Engagement, einschließlich der Öffentlichkeits- und Lobbyarbeit, spielen eine wichtige Rolle.

Freiwilliges Engagement ist unentgeltlich, aber nicht umsonst. Wir möchten hierzu die Wertschätzungs- und Anerkennungskultur für die Zeitspender*innen stärken und weiterentwickeln. Die nun ausgearbeitet vorliegende Berliner Engagementstrategie wird hierzu ebenso ihren Beitrag leisten können wie die Auszeichnung „Europäische Hauptstadt des freiwilligen Engagements – Berlin 2021″. Ein Titel, der Ehrung und ebenso Verantwortung bedeutet.
Freiwilliges Engagement darf keine regulären, sozialversicherungspflichtigen Tätigkeiten ersetzen. Auch diesbezüglich verstehen wir uns als Interessenvertretung für die engagierten Menschen. Freiwilliges Engagement trägt einen wesentlichen Beitrag zur Förderung von Demokratie und gesellschaftlichem Zusammenhalt bei – und somit für den sozialen Frieden in unserer Stadt.

Anfang des Jahres übernahm die Stiftung Unionhilfswerk Berlin die Trägerschaft des Ehrenamtsbüros. Worauf konnten Sie bereits aufbauen? Was ist für die nächste Zeit geplant?

Ich selbst habe Mitte Februar die Stelle im Projekt übernommen und meine Kollegin folgte ungefähr vier Wochen später. Das langjährige ehrenamtliche Team mit zehn Mitgliedern war die Basis, mit der wir starteten.
Ab ungefähr Mitte März kam der Lockdown, der alles zum Erliegen brachte. Auch wichtige Aspekte, die noch gar nicht richtig begonnen hatten, wie die Teamentwicklung und die Suche nach einem zusätzlichen Standort – wurden jäh unterbrochen.
Die großartige Unterstützung vom Team der IT-Abteilung des UNIONHILFSWERK ermöglichte es, dass wir unsere Aufgaben zur Übernahme des Projekts und zur Weiterentwicklung dennoch beginnen konnten. Weiterhin aufbauen konnten wir auf die langjährigen Erfahrungen der Kolleg*innen der Freiwilligenagenturen Oskar in Lichtenberg und Sternenfischer in Treptow-Köpenick. Die kollegiale Hilfsbereitschaft war und ist von einer Herzlichkeit geprägt, die sehr tragend ist.
Auch Stefanie Wind, die mit ihrem großartigen Wissens- und Erfahrungsreichtum als Fachbereichsleitung der Stiftungsprojekte bereits durch das Bewerbungsverfahren in 2019 eine Basis geschaffen und Strukturen vorgezeichnet hatte, hat wesentlich zur gelingenden Umsetzung beigetragen. Ebenso möchte ich viele andere Kolleg*innen, beispielsweise aus der Personalabteilung, Fördermittelverwaltung, Wohnungswirtschaft, dem Freiwilligenmanagent oder Haushandwerk mit großer Dankbarkeit erwähnen, die alle hervorragend kollegial und fachlich kompetent ihre Anteile zum Projekt und seiner Entwicklung beitragen.
In den kommenden drei Monaten planen meine Kollegin und ich den Aufbau eines Teams von Freiwilligen, die uns in den Bereichen Engagementberatung, Daten- und Websitepflege sowie Öffentlichkeitsarbeit (social media) unterstützen und ergänzen.

Führten die aktuellen Corona-Bedingungen zu Schwierigkeiten bei der Eröffnung des neuen Büros?

Diese Frage kann ich uneingeschränkt mit Ja beantworten. Viele Absprachen konnten nur per E-Mail oder Telefon gemacht werden. Das „Pflänzlein des Vertrauens“ wächst aber am besten bei regelmäßigen persönlichen Treffen und Gesprächen. Das war aufgrund von Corona seit März nicht möglich. Daher braucht dieser Weg des Vertrauensaufbaus aktuell mehr Zeit und gegenseitiges Verständnis.

Das Ehrenamtsbüro vermittelt unter anderem ehrenamtliche Helfer*innen. Wird dieses Angebot von sozialen Einrichtungen und Organisationen in Reinickendorf bereits genutzt?

Hier macht uns die Corona-Krise am meisten zu schaffen. Richtig gute, zwischenmenschlich lebendige Kontakte werden durch ein persönliches Kennenlernen zum fruchtbaren Boden für eine gute und zufriedenstellende Zusammenarbeit. Das war und ist bisher leider nur sehr, sehr eingeschränkt möglich. Wir setzen hier auf den zusätzlichen Standort, um die Kolleg*innen zu uns einladen zu können.
Die bei uns in der Datenbank vorhandenen Angebote und Bedarfe der sozialen Einrichtungen und Projekte bedürfen einer Aktualisierung, da sich aufgrund von Corona viele Angebote verändert haben oder vollkommen neu sind. Wir bauen aktuell ein kleines Freiwilligenteam auf, dass sich um die Datenpflege kümmern wird, um so dem Berater*innen-Team eine gute Basis für ihre Vermittlungstätigkeit zu geben.

Seit April bietet das Ehrenamtsbüro Reinickendorf eine CORONA-HILFE-HOTLINE für Hilfesuchende an. Wie wurde das Angebot bisher angenommen? Und bemerken Sie aktuell einen Unterschied zur ersten Corona-Welle im Frühjahr?

Der Aufbau der Corona-Hilfe-Hotline beanspruchte unsere ohnehin knappen personellen Ressourcen erheblich und trug damit zu weiteren zeitlichen Verzögerung im Aufbau des Projekts bei. Für die Besetzung der Hotline haben sich auch hauptamtliche Kolleg*innen des UNIONHILFSWERK eingebracht. An dieser Stelle nochmals meinen ganz herzlichen Dank für die tolle kollegiale Unterstützung!
Im Verhältnis zu dem Engagement der hauptamtlichen und ehrenamtlichen Kolleg*innen in der Corona-Hilfe-Hotline sowie der sich angemeldeten Hilfe-Gebenden und Freiwilligen sind die Hilfebedarfe unerheblich gewesen. Wir konnten in den Monaten April bis Juni nur knapp zehn Hilfebedarfe registrieren und erfüllen. Positiv gesehen hat die nachbarschaftliche Unterstützung vermutlich ganz von selbst stattgefunden. So deutete es die Beauftragte für Senioren im Bezirksamt Reinickendorf.
Gegenwärtig erhalten wir keine Anrufe  oder Hilfebedarfe bei der Corona-Hotline. Inwieweit die Ruhe trügerisch ist, kann ich nicht sagen. Gibt es eventuell Menschen mit Hilfebedarf, die ihre persönlichen (Hinderungs)Gründe haben, sich nicht zu melden?

Was wünschen Sie sich für das Bürgerschaftliche Engagement in 2021 ?

Auch wenn sich ungefähr ein Drittel der Berliner*innen regelmäßig freiwillig und ehrenamtlich engagieren, so darf es nicht als Selbstverständlichkeit be- und verhandelt werden. Es braucht weiterhin den Ausbau und die Stärkung von guten Engagementstrukturen, beispielsweise durch hauptamtliche Freiwilligenkoordinator*innen in sozialen Einrichtungen und Projekten. Ich wünsche mir, dass die Ansätze von Vielfalt, Inklusion sowie interkultureller Öffnung weiterhin ihre Wirkung beim Engagement entfalten und so zum Selbstverständnis in der Gesellschaft beitragen. Ich wünsche mir mehr öffentlichkeitswirksame Darstellungen von freiwillig und ehrenamtlich engagierten Menschen und ihren Projekten in den Medien – als Anerkennung und Wertschätzung sowie als Inspiration und Anregung.

 

Weitere Informationen zum Ehrenamtsbüro Reinickendorf.

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