Mein Name ist Sahel Anees und ich komme aus Bangalore in Indien. Ich habe vom UNIONHILFSWERK über die IJGD (Internationale Jugendgemeinschaftsdienste) erfahren, eine Organisation, die Freiwilligenaustausch für alle Altersgruppen in verschiedensten Teilen der Welt fördert. Ich bin in Deutschland als Freiwilliger des „weltwärts“ Süd-Nord-Programms, das 2014 gestartet wurde und welches Freiwilligendienste über ein Jahr für Menschen aus Asien, Lateinamerika und Afrika organisiert. Aktuell nehmen an diesem Austauschprogramm 40 Freiwillige teil.
Meine Arbeit im UNIONHILFSWERK fängt früh an, ich helfe den Hauswirtschaftskräften beim Reinigen der verschiedenen Flure und Waschräume. Auch darüber hinaus gibt es immer Arbeiten, mit denen ich die Hauswirtschaft in ihrer alltäglichen Arbeit unterstützen kann. Nachmittags bin ich in der Kinderbetreuung.
Während meiner Arbeit in der Flüchtlingsunterkunft lerne ich jeden Tag etwas dazu: Ich lerne verschiedene Werkzeuge kennen, repariere die unterschiedlichsten Dinge und erlebe vor allem, wie in Deutschland „mit System“ gearbeitet wird. Die Arbeit zeigt mir aber auch unterschiedliche Perspektiven: die Geschichten, die ich hier höre, kommen aus den verschiedensten Teilen der Welt. Gleichzeitig begegne ich hier Werten und Einstellungen, die ich sehr schätze, vor allem durch das unermüdliche Team der Sozialarbeiter, die sich bemühen, den Geflüchteten ein besseres Leben zu ermöglichen.
Soziale Arbeit in Indien und in Deutschland – Parallelen und Unterschiede
In meinem Heimatland Indien hat der soziale Sektor eine große Bedeutung, es wird unglaublich viel für Bedürftige getan. Hier kann ich Parallelen zwischen Indien und Deutschland ziehen, sehe aber auch Unterschiede: Soziale Einrichtungen in Indien funktionieren wesentlich unbürokratischer. In Deutschland spielen Termine und Fristen eine große Rolle. Die genauen Planungen ermöglichen eine übersichtliche und gute Zusammenarbeit in den Teams.
Zu meinen schwierigsten Aufgaben gehört es, die Kinder zu unterrichten – insbesondere wegen der Sprachbarriere. Trotzdem halte ich durch, das Unterrichten macht auch mit unkonventionelleren Methoden Spaß. So lernen sowohl Kinder als auch Lehrer dazu – und das verbindet uns in besonderer Weise. Für mich brachte dies Erfahrungen und Vertrauen in meine Fähigkeiten um in der Zukunft im Bildungsbereich als Lehrer zu arbeiten. Der wichtigste Schritt für mich war, aus meiner „Komfortzone“ herauszutreten.
Ich habe eine Familie gefunden
Bisher war mein Einsatz als Freiwilliger eine spannende Erfahrung mit den unterschiedlichsten Gefühlen. Durch meine Arbeit im UNIONHILFSWER wachse ich als Person und erkenne die unterschiedlichen Lebensmodelle. Die Beziehungen, die ich hier aufbaue und die Ideen, die ich bekomme, werden mir als tolle Erinnerungen auch nach meinem sozialen Jahr bleiben. Auch wenn ich weit weg von Zuhause bin, kann ich doch sagen, dass ich eine Familie im UNIONHILFSWERK in Lichtenberg gefunden habe. Und im August endet mein soziales Jahr. Dann heißt es: Abschiednehmen von einem Zuhause, weit weg von einem anderen Zuhause.