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Viele Wege führen auf den allgemeinen Arbeitsmarkt

Werkstätten für behinderte Menschen (WfbM) wird immer wieder vorgeworfen, sie seien eine Einbahnstraße. Wer einmal in einer Werkstatt begonnen habe, käme nicht mehr heraus. Die Realität sieht oft anders und komplexer aus. Viele Werkstätten haben eine eigene Abteilung, die sich darum kümmert, Beschäftigte auf den allgemeinen Arbeitsmarkt überzuleiten. So auch bei der USE: Das Team Übergangsmanagement begleitet und vermittelt Werkstatt-Beschäftigte in Unternehmen. Oder findet gemeinsam mit ihnen andere erfolgreiche Wege. Ein Beispiel dafür ist Katja Nickel.

Katja Nickel unterstützt inzwischen das Team Unternehmenskommunikation und sitzt mit den Kolleginnen im Erdgeschoss des neuen Dienstleistungs.Campus

So wie bei vielen Menschen mit einer psychischen Einschränkung warf die Diplom-Mediengestalterin eine schwere Erkrankung aus der Bahn. Über eine von der Agentur für Arbeit empfohlene berufliche Rehabilitation im Berufsbildungsbereich der USE gGmbH konnte sie sich wieder stabilisieren. Nach dem erfolgreichen Abschluss versuchte sie es mit einem Praktikum auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt. Leider ohne bleibenden Erfolg, dem Unternehmer war es zu riskant, sie fest einzustellen – auch trotz staatlicher Förderungen.

Enttäuschende Erfahrungen

Katja Nickel war danach froh, in den Arbeitsbereich der Werkstatt wechseln zu können. Nach gut vier Jahren wagte sie ein weiteres Praktikum, diesmal bei einem sozialen Verein. Auch hier scheiterte eine Übernahme, diesmal am Geld. Die Entlohnung auf einem  betriebsintegrierten Arbeitsplatz konnte der Verein sich nicht leisten.
Das Modell des betriebsintegrierten Arbeitsplatzes – dabei arbeitet der Beschäftigte in einem Unternehmen, wird aber von der Werkstatt weiterhin begleitet und in Krisen aufgefangen – fand Katja Nickel ideal für sich und gab ihr Sicherheit. Sie weiß, dass sie bei zu viel Stress und Druck schneller ausfällt als nicht vorbelastete Menschen. Dennoch möchte sie einer sinnvollen, ihrer Profession entsprechenden Aufgabe nachgehen – auch wenn sie weiß, dass gerade in der Mediengestaltung der Stress mitunter sehr hoch sein kann. „Ich versuche das Maximale aus meiner Situation herauszuholen, um ein glückliches, gesundheitlich stabiles Leben zu führen, ohne meine (Belastungs-) Grenzen zu übertreten.“, so die alleinerziehende Mutter.

 

Unterstützend und erfolgreich vermittelt

Nach ihrer Elternzeit freute sie sich deswegen über die Möglichkeit eines betriebsintegrierten Arbeitsplatzes bei der Bildung Arbeit und Soziales (BUS) gGmbH. Begleitet mit Job-Coaching durch das Übergangsmanagement der USE konnte sie hier gut ankommen. So gut, dass sie sich eine Fortbildung im Online-Marketing zutraute. Auch hier beriet sie das Übergangsmanagement, in dem es ihr einen Wechsel vorschlug – diesmal in das Team der Unternehmenskommunikation des Unionhilfswerks. Hier wäre eine derartige Fortbildung möglich und die Ergebnisse danach auch umsetzbar.
Der erste Step war dort ein Praktikum. Katja Nickel fühlte sich gleich so wohl, dass sie im Dezember 2022 dorthin wechselte und ihre IHK-zertifizierte Fortbildung begann.
Katja Nickel sagt rückblickend: „Diese Form der Teilhabe ist für mich genau richtig. Um gut arbeiten zu können, brauche ich (noch) dieses Netz.“

2 Kommentare zu “Viele Wege führen auf den allgemeinen Arbeitsmarkt”

  1. Rainer |

    Hier stimmt besonders, das “ein Beispiel dafür ist”. Ob Zufall oder nicht, diese Singularität ist bezeichnend für die Durchlässigkeit in den allgemeinen Arbeitsmarkt, igemeint sind damit Quoten, die ungefähr im 10 ‰ Bereich liegen. Es ist eine Schande für ein angeblich so reiches und fortschrittliches Land mitten in Europa, dass hoch qualifizierte Menschen wie Frau Nickel sich mehrere Jahre mit Einkommen auf
    Entgeltniveau der WfbM durchschlagen müssen und auf zusätzliche Sozialleistungen angewiesen sind, bevor sie wieder auf dem 1. Arbeitsmarkt ein menschenwürdiges Einkommen erzielen können. Aus meiner 12 jährigen Beschäftigten – Erfahrung kann ich nur sagen, dass für die spezifische spezielle Person Förderung zur Wiedereingliederung in der WfbM nicht oder nur mit viel Dusel – z.B. qualifizierte, engagierte Fachkräfte mit Erfahrung und Ausbildung in sozialen und psychologischen Werdegängen ; welche dann aber auch nicht für den Mindestlohn zu haben sind; – stattfindet. Fazit: WfbM ist nötig und hilfreich für Menschen, die nicht mehr auf den ungeschützten Arbeitsmarkt können oder wollen. Die andere Personengruppen mit bsp.-weise temporär veränderlichen Einschränkungen wie z.B. in der Psychosomatik ist das Spektrum unzureichend.

  2. Manja Metz |

    Ich freue mich soooo sehr für Frau Nickel. Ich kenne sie schon sehr lange und ich weiß, dass es immer ihr Wunsch war, auf dem ersten Arbeitsmarkt münden zu können.

    Ganz toll! Und ich wünsche eine erfolgreiche und erkenntnisreiche Ausbildung.
    Manja Metz

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