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Zwischen Kälte und Hoffnung: Ein Leben zwischen Obdachlosigkeit und Neuanfang

Für viele Menschen bedeutet der Winter in Berlin eine gemütliche Zeit mit heißem Tee und warmen Decken – doch für Gaston ist er eine Herausforderung. Nach Jahren auf der Straße sucht er Schutz in der Notunterkunft des Unionhilfswerks in Charlottenburg. Sein Ziel: raus aus der Obdachlosigkeit, rein in ein neues Leben. In unserem Blogbeitrag erzählt er seine bewegende Geschichte – von Rückschlägen, Hoffnungen und seiner Leidenschaft für das Schreiben.

„Ich will mein Leben neu aufbauen“ – Gaston findet in der Notunterkunft des Unionhilfswerks Schutz vor der Kälte und kämpft für eine bessere Zukunft.

In einem warmen Aufenthaltsraum der Notunterkunft des Unionhilfswerks am Goslarer Platz 8-9 im Stadtteil Charlottenburg sitzt Gaston auf einer schlichten Holzbank. In den Händen hält er eine dampfende Tasse Kaffee, während er über sein Leben nachdenkt. Es ist ein Leben, das von schwierigen Entscheidungen und tiefen Einschnitten geprägt ist – ein Leben, das ihn schließlich nach Berlin führte. Hier versucht er, aus der Obdachlosigkeit herauszufinden und neu anzufangen.

Vom Studium in die Drogensucht

„Ich bin 43 Jahre alt und komme aus Saarbrücken“, beginnt Gaston seine Geschichte. „In meiner Studienzeit fing ich an, Heroin zu nehmen – und später auch zu dealen. Mein Studium habe ich deshalb nicht beendet.“ Eigentlich wollte er Gymnasiallehrer werden, mit den Fächern Deutsch, Geschichte und Englisch. Doch der Drogenkonsum und die damit verbundene Beschaffungskriminalität führten zu Vorstrafen und schließlich zum Abbruch seines Studiums.

Berlin: Hoffnung und Rückschläge

„Nach Berlin bin ich gekommen, weil viele meiner Freunde hier waren“, sagt Gaston. Doch die erhoffte Wende blieb aus. Eine begonnene Therapie brachte nicht den ersehnten Erfolg. Nach der Trennung von seiner Freundin, mit der er ein gemeinsames Kind hat, verlor er schließlich auch sein Zuhause. „Obdachlos wurde ich eigentlich erst hier in Berlin.“

Überleben auf der Straße: Kälte, Not und Kampfgeist

Die letzten Jahre waren für Gaston ein Kampf ums Überleben. „Ich habe oft in Hausfluren geschlafen, aber bei den Temperaturen ist das viel zu kalt“, erzählt er. Viele Menschen auf der Straße trotzen der Kälte mit nichts weiter als einem Schlafsack und einer Pappe darunter. „Die sind da scheinbar völlig abgehärtet“, sagt er nachdenklich. Er selbst sucht lieber Schutz in Hostels, Notunterkünften oder bei Bekannten. Der Alltag auf der Straße ist hart und entbehrungsreich. „Ich verkaufe in der U-Bahn Zeitungen, um etwas Geld zu verdienen. Ich will ja keine illegalen Sachen mehr machen“, erklärt Gaston. Seine Worte sind von Entschlossenheit geprägt – von dem festen Willen, einen Neuanfang zu wagen.„Ich will ins Betreute Wohnen. Für einen Drogenabhängigen ist das so ziemlich die einzige Möglichkeit, in absehbarer Zeit eine Wohnung zu bekommen.“ Doch der Weg dorthin ist lang und voller Hürden. Es braucht Geduld, Unterstützung und nicht zuletzt auch ein wenig Glück. Trotz der Herausforderungen hat Gaston Hoffnung.

Die Notunterkunft als wichtiger Ankerpunkt

„Hier zu sein, ist eigentlich ganz angenehm“, sagt er über die Notunterkunft am Goslarer Platz. „Es ist warm, und vor allem gab es bisher immer freie Plätze.“ Bis Ende April können Gaston und die anderen Gäste in der Einrichtung bleiben, denn dann endet die Kältehilfesaison.

Die Notunterkunft bietet weit mehr als nur einen Schlafplatz: Sie öffnet abends um 19.30 Uhr und schließt morgens um 8 Uhr. Es gibt warmes Essen, Kaffee, Tee und Frühstück. Für medizinische Versorgung sorgt das Team der Johanniter. Die Einrichtung bietet Platz für 150 Menschen, darunter bis zu zehn für Personen, die auf den Rollstuhl angewiesen sind. Auch ein separater Raum für Frauen, Duschmöglichkeiten und eine Kleiderkammer gehören zu den Angeboten.

Schreiben als Hoffnungsschimmer

Gaston brennt für das Schreiben, schreibt Gedichte und kurze Erzählungen. „Das Schreiben gibt mir Kraft und Selbstvertrauen“, betont er. Es sind diese Lichtblicke, die Gaston Hoffnung geben: die Sicherheit eines warmen Ortes mit der Unterstützung durch die Mitarbeitenden der Notunterkunft und das Schreiben. Vielleicht werden diese Lichtblicke eines Tages der Schlüssel zu einem besseren Leben sein.

Wir bedanken uns herzlich für das Gespräch und das Vertrauen.

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