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Arbeit ist Kunst, Kunst ist Arbeit. Hanna Mauermann im Porträt

Seit über 10 Jahren leitet Hanna Mauermann das Schwarze Theater "R 28" für Menschen mit und ohne Behinderung. Uns erzählt sie, wie sie dazu kam, und von ihrem wandelvollen Leben zwischen künstlerischer Arbeit und sozialem Engagement.

Hanna Mauermann steht in ihrem Atelier und zeigt ihre Kunst.
Die dunkle Seite: Schädelknochen sind für Künstlerin Hanna Mauermann Symbol für die Auseinandersetzung mit menschlichen Abgründen

Glas war das erste Material, auf dem Hanna Mauermann intensiv malte: Sie arbeitete als Glasmalerin in der Franz Mayer’schen Hofkunstanstalt in München.  Sie war Mitbegründerin der Frauen-Aids-Beratung München e. V.. Dort sammelte sie Erfahrungen in der Beratung, sie führte außerdem Workshops mit kreativen Medien durch. Im Alter von 36 Jahren wurde bei  ihr eine Bleivergiftung festgestellt, was zum Abschied von ihrem Traumberuf führte. Es entstand die Idee, die Erfahrung als Glasmalerin und die Arbeit in der Frauen-Aids-Beratung zu einem neuen Beruf zu machen. Diese Überlegung führte sie nach Wilhelmsdorf bei Ravensburg in die Ausbildung zur Arbeitserzieherin mit dem Schwerpunkt Sucht. Nach der Ausbildung ging sie nach Berlin und machte einige Monate später ihr Anerkennungsjahr im Maßregelvollzug, danach arbeitete sie in Werkstätten der Suchtkrankenhilfe Berlin. Parallel  experimentierte Hanna Mauermann mit Farben, Lacken und verschiedenen Materialien und sie fing an, ihre Arbeiten in Berliner Ausstellungen und Galerien zu präsentieren. Die Weiterbildung zur Sozial- und Kulturmanagerin führte zur Gründung des Ateliers für Freies Malen & Kommunikation. Sie mietete ein Atelier im ECC Atelierhaus Weißensee und führt dort seit drei Jahren internationale kuratierte Ausstellungsprojekte in der Toscana Kunsthalle durch.

Ein besonderes Theaterprojekt für Menschen mit und ohne Behinderung

Zum UNIONHILFSWERK kam Hanna Mauermann, um sich mit Nachtdiensten und später auch mit Tageseinsätzen im Wohnheim für Menschen mit geistigen Behinderungen in Wilmersdorf etwas dazu zu verdienen und eine regelmäßige Einnahmequelle zu haben. Mit Ihrer Arbeit in der bildenden Kunst hatte sie das nicht so ohne weiteres. Dass sie später ihre beiden Professionen miteinander verbinden würde, war anfänglich nicht absehbar.

„Im Wohnheim Wilmersdorf bot sich mir 2006 die Gelegenheit für die ganztägig im Haus lebenden Bewohnerinnen und Bewohner eine Kunstwerkstatt zu eröffnen.“ Aus diesem Projekt entwickelte sich das Schwarze Theater R 28. Anlässlich des Tags der offenen Tür 2010 wurde zum ersten Mal „HEREINSPAZIERT !“ gezeigt. Dort spielen schwarz gekleidete Schauspieler auf einer komplett schwarzen Bühne und wirken unsichtbar. Nur von ihnen geführte Gegenstände werden mit Schwarzlicht angestrahlt und somit sichtbar – sie scheinen zu schweben.

Warum Schwarzes Theater?

Hanna Mauermann antwortet lachend auf diese Frage: „Auf den ersten Blick sah es einfach aus!“ Ein Trugschluss. Das Entwickeln der Stories, der Klangcollagen, das Herstellen der Requisiten und die regelmäßig am Sonntag stattfindenden Proben und auch der Austausch mit sehr unterschiedlichen Menschen, stellen immer wieder große Anforderungen an alle Akteure. Alle machen die Erfahrung, dass besonders nach einer Aufführung die Grenzen von Behinderung und Nichtbehinderung aufgehoben sind. „Neue Mitspieler werden inzwischen von einem Spieler mit Down-Syndrom in ihre Rolle eingewiesen und er achtet auch darauf, dass ich nichts in der Hektik übersehe,“ sagt Hanna Mauermann. „Er ist inzwischen offiziell mein Co-Regisseur. Alle sind beim großen Auftritt sehr konzentriert und zeigen eine zum Teil neue Seite ihres Wesens, die im Alltag oft gar nicht sichtbar wird. Und das Publikum erfährt erst am Ende des Theaters, wer sich da so hinter den Masken verbirgt. Dieser Moment des Erkennens und  Erstaunens  ist immer wieder die größte Freude für die Spielerinnen und Spieler. Die Grenzen sind aufgehoben und der Applaus lässt alle kaum von der Bühne gehen.“ Das sind die Momente in der Theaterarbeit, die Hanna Mauermann als sehr wert- und sinnvoll erlebt. Und sie motivieren immer wieder dazu, dieses Projekt voranzubringen und im kulturellen Leben der Stadt Berlin zu verankern.

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