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„Bring mir was zu Knabbern mit!“ – oder wie daraus ein Filmprojekt entsteht

Was ein Bewohner eigentlich nur als Einkaufswunsch geäußert hatte, entwickelte sich im Wohnheim Wilmersdorf kurzer Hand zu einer Idee, wie sie nicht besser in die jetzige Zeit passen könnte: Wir machen unseren eigenen Kiosk auf! Wie das funktioniert hat und wie daraus auch noch ein Filmprojekt wurde, hat Einrichtungsleiterin Susanne Buchholz erzählt.

Am Späti redet man über Gott und die Welt - und jetzt gerade vor allem über Corona (mit dem nötigen Sicherheitsabstand natürlich). Das Wohnheim Wilmersdorf hat dazu sogar einen Film gemacht.

Seit ein paar Wochen ist alles anders, ungewohnt und neu – auch für die Bewohner unseres Wohnheims für Menschen mit Behinderung in Wilmersdorf. Den üblichen Tagesrhythmus bestimmt durch die Arbeit in einer Werkstatt gibt es gerade nicht, Ausflüge können nicht stattfinden, alle sind zuhause. Um einem Lagerkoller und auch den immer wieder aufkommenden Sorgen im Zusammenhang mit dem Coronavirus gut entgegenzuwirken, sind Kreativität und Improvisation der Betreuer vor Ort gefragt.

 

Ungewöhnliche Lösungen für neue Herausforderungen im Alltag

Die Maßnahmen zur Eindämmung des Coronavirus, die Schließung von Geschäften, Beschäftigungsverbot für die Bewohner und das Kontaktverbot – sie sorgen für immer wieder neue Herausforderungen im Wohnheimalltag, aber auch für gute Ideen, die wie so oft unverhofft entstehen. „Da die meisten Bankschalter momentan geschlossen haben, müssen wir nun öfter los, um Bargeld für das Wohnheim zu besorgen“, erzählt Einrichtungsleiterin Susanne Buchholz. Als sie zu einer dieser Fahrten aufbrechen wollte, rief ihr ein Bewohner noch zu: „Bring mir was zu Knabbern mit!“ Da kam den Mitarbeitern der Gedanke, nicht nur für alle Bewohner Naschwerk zu besorgen, sondern doch am besten gleich einen wohnheimeigenen Kiosk aufzumachen – denn: Warum immer mitbringen lassen, wenn sich die Bewohner so selbst etwas kaufen können? „Aus den Werkstätten sind sie es gewohnt, sich in den Pausen den ein oder anderen Snack oder eine Zeitung zu kaufen“, erzählt Buchholz weiter.

So wurde kurzer Hand das Büro der Sachbearbeiterin zum Kiosk umgestaltet und die Mitarbeiterin selbst zur „Verkäuferin in Teilzeit“. Zwischen Montag und Freitag öffnet sie ab 14 Uhr für eine Stunde ihre großen Fenster zum Garten, wo ihre Kunden bereits geduldig warten, um sich mit Schokoriegeln, Gummitierchen, Lesestoff oder auch Malbüchern einzudecken.  „Für die Bewohner ist es wichtig, jeden Tag ein Ziel zu haben, und manche, denen es schwerfällt, nach draußen zu gehen, fühlen sich dadurch animiert, in den Garten zu kommen“, so Susanne Buchholz.

 

Kreativ dank Corona

Wohnzimmerkonzerte, Online-Yoga, Promis entdecken ausgefallene Hobbys für sich – ungewöhnliche Zeiten erfordern nicht nur ungewöhnliche Maßnahmen, sondern inspirieren auch die ohnehin schon kreativen Köpfe. Nicht anders war dies auch im Wohnheim Wilmersdorf, wo die Mitarbeiterin und Künstlerin Hanna Mauermann den Auftrag erhielt, kleine Filme mit und über die Bewohner zu drehen, die den neuen Alltag und die daraus entstandenen Ideen dokumentieren. Im Mittelpunkt steht „Unser kleiner Corona-Kiosk“, an dem sich – wie an einem Späti so üblich – Unterhaltungen über das aktuelle Geschehen abspielen. „Die Bewohner haben großen Spaß daran; einige von ihnen haben sogar schon Erfahrungen mit Filmdrehs“, erzählt Susanne Buchholz.

Die Video-Serie finden Sie ab sofort auf unserem Youtube-Kanal.

 

Bewohner auf andere Gedanken bringen

„Wann kann ich wieder in die Werkstatt?“, fragen die Bewohner mittlerweile immer häufiger. Das Gebot, wenn möglich zuhause zu bleiben und Kontakte außerhalb zu vermeiden, setzt auch den Menschen im Wohnheim zu. Da ist jede Abwechslung willkommen, sorgt bei ihnen für positive Gedanken und lenkt sie von der aktuellen Situation ab. Deshalb organisieren die Mitarbeiter verschiedenste Aktionen und Angebote: Sie haben im Garten einen Parcours aufgebaut oder gemeinsam Mund-Nasen-Masken genäht. Ein Bewohner, der große Schwierigkeiten damit hat, zuhause zu bleiben, dafür aber leidenschaftlich gern im Auto mitfährt, darf die Betreuer aktuell bei allen anfallenden Fahrten begleiten. Auch Tablets hat die Einrichtungsleitung besorgt, auf denen sie demnächst Videoanrufe mit den Angehörigen ermöglichen wollen.

 

In Ihrer Einrichtung gibt es auch kreative Aktionen oder ungewöhnliche Lösungen in der Corona-Zeit? Berichten Sie uns davon und schreiben Sie es in die Kommentare!

Ein Kommentar zu “„Bring mir was zu Knabbern mit!“ – oder wie daraus ein Filmprojekt entsteht”

  1. Petra Fock |

    eine wirklich schöne Idee die Eröffnung eines wohnheimeigenen Kiosk. Sollte der Kiosk auch nach Corona Zeiten bestehen bleiben, wäre doch zu überlegen ob nicht ein Bewohner/in den Verkauf übernimmt.

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