Wenn Britta Fäth ihre Wohnung zur Druckwerkstatt umbaut, dann ist das eine Aktion, die mehrere Tage beansprucht. Es fängt an mit gründlichem Staubsaugen, denn später darf sich kein Staubfussel und kein Katzenhaar auf dem Büttenpapier verirren. Es braucht getrennte Trocken-, Wärmeplatten- und Farbbereiche, und natürlich müssen all die nötigen Materialien und Utensilien an der richtigen Stelle bereitliegen.
„Wir arbeiten mit Säure, Terpentin, Schellack, Abdecklack … Kunsthandwerk ist Kunst und Handwerk in einem“, erklärt die Künstlerin. „Den Ablauf von einem Radierdruck – das lernt man nicht in einer Woche.“ Selbst Kleinigkeiten, etwa wie man eine mit Ölfarbe getränkte Gaze aufräumt, müssen gelernt sein.
Kunst und Handwerk vereint: Lernen auf dem dritten Bildungsweg
Britta Fäth hat all das gelernt – im mittleren Lebensalter, auf dem dritten Bildungsweg. Dabei hatte sie seit ihrer Kindheit mit Hingabe gezeichnet und gemalt. In den Kita-Ferien saß sie an einem Tisch in der Ecke der Bäckerei, wo ihre Mutter arbeitete, und malte. In der Autolackiererei, wo ihr Vater tätig war, faszinierten sie die Lacke und der Terpentingeruch.
Nach dem Abitur 1988 in Biologie und Kunst verließ sie ihre bayrische Kleinstadt und zog nach Berlin. Alle in ihrem Umfeld erwarteten, dass sie Kunst studieren würde – doch sie entschied sich für Biologie und arbeitete neben dem Studium als Taxifahrerin.
Neuanfang und Selbstfindung: Die Kunst als Lebenshilfe
Im Jahr 2000 erkannte sie ihre Suchtkrankheit und lebt seitdem clean. Sie machte eine Ausbildung im Garten- und Landschaftsbau und arbeitete als Gärtnerin sowie als Mitarbeiterin in Reha-Sucht-Kliniken. Während dieser Zeit wuchs ihr Wunsch, sich wieder der Kunst zuzuwenden.
Mit unzähligen VHS-Kursen begann sie 2008 neben der Arbeit ihre Kunstausbildung – zunächst mit Aktzeichnen und Malen. In der regelmäßigen Plein-Air-Malgruppe von Daniel Schlemme malte sie fast jeden Samstag jahrelang. Schnell wuchs sie auch in die Radierwerkstatt von Christine Arweiler und Rainer Kind hinein. Dort lernte sie die Tiefdruck-Technik.
Zeichnen, Radieren, Staunen: Eine besondere Beziehung zum Motiv
Christine Arweiler bot außerdem Zeichenkurse im Naturkundemuseum an. Dort durften alle Teilnehmenden sich ein Tier zum Zeichnen aussuchen. Oft kam sogar kurz ein Mitarbeiter des Museums dazu und erzählte etwas über das jeweilige Exponat. „Das war ein großes Geschenk! Denn wenn ich etwas zeichne, dann habe ich eine ganz besondere Beziehung zu dem Objekt“, erzählt Britta Fäth. „Ich habe viel Zeit vor dem Motiv verbracht. Alles, was ich gezeichnet oder mit der Radiernadel in die Druckplatte geritzt habe, habe ich in 3D vor mir gehabt. Oft wunderte ich mich, was ich in einem intensiven Kunsttag geschaffen hatte. Die Kunst hat mich immer getröstet. Sie war immer da.“
Zurzeit versucht die Künstlerin, wieder Kontakt zu früheren Zeichen- und Radierfreund*innen zu knüpfen – denn Corona hat große Lücken hinterlassen.
Ausstellung „Gedrucktes“ in Neukölln: Tiere, Pflanzen und Körper im Fokus
Eine Ausstellung mit einer kleinen Auswahl von Britta Fäths Werken ist aktuell in der Kontakt- und Beratungsstelle TERRA (Hertzbergstraße 7/8, 12055 Berlin-Neukölln) zu sehen. „Gedrucktes“ lautet der Titel der Schau, die verschiedene Drucktechniken umfasst: Siebdruck, Linolschnitt, Radierungen in unterschiedlichen Techniken und Cyanotypie (auch Blaudruck genannt).
Tiere, Pflanzen und menschliche Körper gehören zu den häufigsten Motiven. Die Ausstellung ist noch bis mindestens 6. Januar 2026 zu sehen und kann während der Offenen Treffs besucht werden – dienstags, mittwochs und freitags jeweils von 14 bis 17 Uhr.
Einladung zur Midissage am 14. November
Am 14. November um 14.30 Uhr findet eine Midissage statt: eine kleine Feierlichkeit, bei der die Künstlerin über ihre Arbeit erzählt und gerne Fragen beantwortet.
Alle Interessierten sind herzlich eingeladen, Britta Fäths Werke kennenzulernen – und vielleicht auch die inspirierende Kraft der Kunst selbst zu spüren.


















