Wir begrüßen uns im Flur des Pflegewohnheims und gehen gemeinsam in die Cafeteria. Mit den Worten „Komm, Beckerchen“ geht Maria vor. Wir suchen uns eine gemütliche Ecke, die beiden lassen ihre Rollatoren stehen und nehmen auf der gepolsterten Sitzbank Platz. Uns werden Getränke angeboten. Maria fragt mit einem schelmischen Lachen im Gesicht nach Rotkäppchen-Sekt, entscheidet sich dann aber doch für Saft.
Gemeinsam können sie lachen
Ich habe schnell eine Vermutung, was die beiden verbindet. Selten habe ich bei einem Interviewgespräch so viel gelacht wie bei diesem Treffen mit Maria und Eduard. Beide strahlen mich mit wachen, humorvollen Augen an und erzählen von ihrem Kennenlernen, von ihrer Verlobung und ihrem gemeinsamen Alltag im Pflegewohnheim. Immer wieder gibt es kleine Neckereien, liebevolle Scherze und Schäkereien.
Kennenlernen beim Theaterspielen
Im Sommer 2016 saß Maria mit ihrer Familie in der Cafeteria. Und weil Eduard ganz allein an einem Nachbartisch saß, bat Marias Enkelsohn Fritz ihn, sich doch zu ihnen zu setzen. So kamen alle miteinander ins Gespräch und schließlich meldeten sich Maria und Eduard gemeinsam beim Theaterensemble „Die Papillons“ an.
Maria spielte hier die Jungfrau von Orleans, die während des Stückes stirbt und auf dem Stuhl zur Seite sinkt. Lachend erzählt sie: „Das Hinfallen war gar nicht so schwierig, eher das Aufstehen hinterher.“ Während dieser Proben haben alle viel Spaß miteinander und lernen sich besser kennen.
Zu zweit unterwegs
Auch Maria und Eduard entdecken ihre Sympathie füreinander und besuchen einander immer öfter. Sie gehen zu Kino- und Bingo-Nachmittagen und singen und musizieren jeden Freitag beim Chor „Die Fidicinlerchen“, den Maria am Flügel begleitet. Der Chor ist offen für Nachbarn, Angehörige und Bewohner und auch Marias Enkelsohn Fritz wirkt hier mit.
Die beiden erzählen mir, wie gut sie einander tun und wie sehr sie die Wärme und Nähe des Anderen genießen. Immer wieder streicht Maria über Eduards Arm oder seine Brust und erklärt mir strahlend, wie gut sich das doch anfühlt. „Die lässt mich nicht mehr los“, erwidert Eduard grinsend.
Bei Marias Geburtstagsfeier im Oktober letzten Jahres erfuhr dann auch die Familie von der Verlobung der beiden. Stolz zeigen sie mir ihre goldenen Ringe. Eine Hochzeit ist allerdings nicht geplant. „Heiraten? Nur, wenn wir müssen.“, antwortet Maria lachend auf meine Frage und Eduard ergänzt scherzhaft: „Dafür müsstest du erstmal Ordnung lernen.“ Die beiden strahlen sich an.
Die Chemie stimmt
Wir sprechen darüber, dass es doch in ihrem Alter vielleicht gar nicht so einfach ist, sich aufeinander einzustellen. Jeder hat seine Eigen- und Gewohnheiten, seine Abläufe und Rituale. Aber das sehen die beiden gelassen. „Bei uns stimmt einfach die Chemie“, erzählt Eduard, „und was nicht passt, wird passend gemacht“, fügt Maria lachend hinzu.
Nur eine Sache fällt den beiden ein, die manchmal für kleinen Kummer sorgt. „Maria ist eine Nachteule und ich möchte irgendwann ins Bett“, erzählt Eduard. „Ja, das stimmt. Ich würde gern länger mit dir kuscheln“, ergänzt Maria. Aber es gibt zum Glück noch andere Bewohnerinnen, die, wie Maria, gern spät schlafen gehen. Und so findet sich im Haus immer noch jemand zum Plaudern.
Inzwischen ist Eduard auch in Marias Familie herzlich aufgenommen. Die Theaterproben laufen wieder an und Texte werden gelernt. Maria und Eduard musizieren jede Woche beim Chor und verbringen nach wie vor viel Zeit miteinander. „Er ist die Ruhe selbst und tut mir einfach gut.“ Liebe kennt eben kein Alter.