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Mein 9. November 1989 – Modrian W. von Lüttichau

„Wir wollen einfach mal rübergehen über den Strich – mal sehen, ob das tatsächlich funktioniert“ – Reportage vom DDR-Rundfunk. Begeisterte, erschütterte DDR-Bürgerinnen und -Bürger. Die „Mauer“ hatte wohl doch viel mehr Gewicht bei der Bevölkerung – vielleicht auch bei mir? –, als ich geahnt oder mir eingestanden habe.

Dieser brutal offensichtliche Zwang. Ich will, dass die DDR lebt! Ich habe überhaupt keine Meinung zu „Wiedervereinigung“ – das wäre grausig, wäre einfach schrecklich schade – und bin immer wieder am Schluchzen:

Soll es, kann es tatsächlich menschlicher zugehen zwischen den beiden deutschen Staaten, ab jetzt?

Polizisten aus Ost und West regeln gemeinsam den Verkehr, Menschenströme in beide Richtungen, Besucherinnen und Besucher, Ausprobierer – an der Invalidenstraße werden sie ohne Visa einfach rübergelassen, es ist wohl an jedem offenen Grenzübergang verschieden – Chaos, liebes Chaos! Ein frohes Chaos.

Ich habe eine Stunde lang dagestanden und den Menschen zugesehen, die da rüberkamen, ohne Unterbrechung, Ströme.

Hab manchmal genauso geheult wie manche aus der DDR. „Nach 27 Jahren mal wieder nach Hause – nur mal wieder – mehr will man ja nicht!“, sagt ein älterer Mann neben mir, so in die Luft rein, zu niemandem Bestimmtes.

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