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„Mein Beitrag zur Teilhabe im Superwahljahr“ – im Gespräch mit Rita Hübenthal-Montero über ihre Broschüre „Das politische Berlin …einfach erklärt“ und weitere Angebote zum Wahljahr

Mit der Einführung des Inklusiven Wahlrechts für alle Menschen im Jahr 2019 können zahlreiche Menschen mit Behinderungen in diesem Jahr erstmals von ihrem Grundrecht, zu wählen, Gebrauch machen. Um dieser großen Gruppe der Wähler*innen das ganze Thema gut verständlich näher zu bringen, hat Rita Hübenthal-Montero zusammen mit ihrer Co-Autorin Annette Bäßler die Broschüre „Das Politische Berlin …einfach erklärt“ konzipiert und mit dem UNIONHILFSWERK herausgebracht. Die Publikation in leichter Sprache ist für Menschen mit Lernbeeinträchtigungen gedacht und will sie ermutigen, selbstbestimmt zu wählen. Das Projekt wird von der Berliner Landeszentrale für politische Bildung gefördert.

Zum Thema Wahlen gibt es ab Juni auch Seminare und Stadt-Führungen in einfacher Sprache.

Rita Hübenthal-Montero arbeitet seit über 20 Jahren als Betreuerin von Menschen mit Behinderungen im UNIONHILFSWERK. Ihr zweites berufliches Standbein sind Stadtführungen und Seminare, die sie seit vielen Jahren auch in einfacher Sprache anbietet. Neben den Angeboten im Zusammenhang mit politischer Bildung und dem Thema Wahlen bietet sie als zertifizierte Stadtführerin generelle und thematische Stadtführungen durch Berlin und Potsdam an. Wir haben mit ihr über die Broschüre „Das politische Berlin …einfach erklärt“ gesprochen.

Wie kam es zu der Idee, „Das politische Berlin …einfach erklärt“ herauszubringen und welches Ziel verbinden Sie damit?

In meiner Arbeit als Betreuerin erlebe ich immer wieder, dass unsere Klient*innen eine Scheu haben, sich politisch zu beteiligen, obwohl viele von ihnen durchaus eine politische Meinung haben. Besonders deutlich wurde es mir, nachdem ich eine Stadtführung zum Thema „das politische Berlin“ angeboten hatte. Ich hielt es deshalb in diesem wichtigen Wahljahr für sinnvoll, mit dieser Broschüre zur politischen Partizipation zu motivieren. Die Broschüre richtet sich unter anderem an Menschen in Behinderteneinrichtungen und Werkstätten, an deren Assistenzpersonen und andere Bezugspersonen.

Wir wollen die Menschen anregen, ihr Wahlrecht zu kennen und es zu nutzen. Dabei geht es um nichts weniger, als um die Teilhabe aller Menschen am gesellschaftlichen Leben in unserer Demokratie.

Erst seit 2019 gilt ja, dass auch Menschen wählen dürfen, die wegen einer geistigen Behinderung eine*n Betreuer*in für alle Lebensbereiche haben. Bei der diesjährigen Wahl in Berlin sind sechs Kreuze bei der Stimmabgabe zu setzten. Viele dieser Erstwähler*innen benötigen dabei konkrete Unterstützung. In meinen Seminaren simulieren wir auch eine Wahl, damit sich die Menschen besser befähigt und gestärkt fühlen, zur Wahl zu gehen.

Was war Ihnen bei den Vorüberlegungen zu dieser Publikation besonders wichtig?

Wir wollten das politische Berlin aus dem historischen Kontext heraus erklären – warum das Wählen wichtig ist und Demokratie keine Selbstverständlichkeit. Politische Konzepte, ihre Historie und ihre Bedeutung werden an der Architektur und im Stadtbild Berlins sichtbar und erfahrbar gemacht. So wird zum Beispiel am Bild des Brandenburger Tors die Monarchie als Staatsform thematisiert und am Holocaust Mahnmal die Diktatur. Rund um Fotos vom Regierungsviertel gibt es Informationen zur Demokratie und zum Wahlrecht.

Dieser Ansatz ist in der Broschüre zusammen mit verschiedenen Mitwirkenden entstanden. Darunter sind Menschen mit Behinderungen, wie Vertreter des Berliner Werkstattrates, die sich in der Publikation auch persönlich zu den Themen äußern. In ihren Statements vermitteln sie authentisch, zum Beispiel ob Menschen mit einer Betreuung wählen dürfen oder warum Wählen wichtig ist.

Wie sind die ersten Resonanzen auf das Buch?

 „Ich finde es toll, dass das in dem Buch nicht so viel Text steht.“ Melisa A.

„Die Stattführung und das Buch habt ihr toll gemacht. Bei den Stadtführungen habt ihr es geschafft alle Leute mitzunehmen, und keine Langeweile zu verbreiten.“ Fabian Rau

Viele Fachkräfte in der Behindertenhilfe finden die Broschüre gut und wollen sie nutzen, um den Menschen mit kognitiven Einschränkungen die große Bedeutung von Wahlen näher zu bringen. Klienten mögen an der Broschüre, dass sie locker und bunt gestaltet und bebildert ist. Sie ist damit auch für Menschen mit sehr geringen Lesefähigkeiten zugänglich.

Ihre Vision für die Zeit nach der Wahl?

Weitermachen mit thematischen Führungen und Seminaren. Diese werden jetzt auch von einigen Volkshochschulen angeboten. Es ist mir wichtig, das Angebot von öffentlichen Stadtführungen für die Personengruppe aufrechtzuhalten und nach Bedarf zu ergänzen. Sonst gibt es solche Führungen bisher nicht.
Und vor allem wünsche ich mir, dass sich durch unsere Arbeit immer mehr Menschen mit kognitiven Einschränkungen ermutigt fühlen, aktiv an demokratischen Prozessen teilzunehmen. Egal, ob es sich hierbei um den persönlichen Wohnbereich, die Werkstatt, die Bezirkspolitik oder die Bundespolitik handelt!

Weitere Informationen zur Broschüre

Die Broschüre ist kostenlos und liegt in der Landeszentrale für politische Bildung in der Hardenbergstraße 22-24, 10623 Berlin aus.
Bestellungen über die Webseite https://berlin-in-leichter-sprache.de/wp-content/uploads/2021/07/Das-politische-Berlin-Version2.pdf  oder die E-Mail-Adresse info@berlin-inleichtersprache.de – Telefon: 030- /6 46 18 32.

3 Kommentare zu “„Mein Beitrag zur Teilhabe im Superwahljahr“ – im Gespräch mit Rita Hübenthal-Montero über ihre Broschüre „Das politische Berlin …einfach erklärt“ und weitere Angebote zum Wahljahr”

  1. Stephan Vötig |

    Liebe Rita Hübenthal-Montero, liebe Annette Bäßler,
    ich finde dieses Projekt klasse und ungemein nützlich, nicht nur für die Bewohner*innen unserer Einrichtungen, sondern für alle Menschen mit Behinderungen, die einen leichten Zugang zu Kultur, Politik und Bildung benötigen. Deshalb ein großes Lob für Ihren Einsatz dafür.
    Auch wir wollen in der Besonderen Wohnform (Wohnheim) Wilmersdorf interessierte Bewohner*innen über diese „Riesenwahl“ informieren und sie zur Teilnahme anregen. Wie immer ist es schwierig, an Musterwahlzettel zu kommen, um den technischen Teil der Wahl vorher begreiflich zu machen. Viele wollen ja nicht per Brief wählen, sondern im Wahllokal „um die Ecke“ auch präsent sein. Wenn Sie uns verraten können, wie man möglichst schnell an Musterwahlzettel kommen kann, wäre das zusätzlich hilfreich.

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