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Wo alles begann: Berlin in der Nachkriegszeit

In diesem Jahr feiern wir 75-jähriges Jubiläum und fragen uns natürlich auch: Wie hat sich das Unionhilfswerk zu dem entwickelt, das es heute ist? Im ersten Beitrag reisen wir zurück zu den Wurzeln und erfahren, wie es dazu kam, dass das Unionhilfswerk ins Leben gerufen wurde.

Gestrandet in Berlin 1945: Drei Flüchtlinge aus der sowjetisch besetzten Zone sitzen in einem Bombenkrater.

Erfrieren in den eigenen vier Wänden: Berlin in der Nachkriegszeit

Nach dem Zweiten Weltkrieg kamen bis 1950 über 12 Millionen Flüchtlinge und Vertriebene in die Bundesrepublik und die DDR. Das stellte ein großes Problem dar, denn schon für die hier lebenden Menschen war kaum Platz: Viele Wohnungen wurden im Krieg beschädigt. In den Straßen türmten sich Trümmerberge auf. Gerade die zerbombten Großstädte waren besonders betroffen. In Berlin war nur noch etwa ein Viertel der Wohnungen überhaupt bewohnbar. Viele Berliner*innen mussten noch Jahre nach Kriegsende in beschädigten Wohnräumen leben und spürten die Kriegsfolgen am eigenen Leibe. Die baulichen Schäden bargen lebensbedrohliche Gefahren: Durch die zerbrochenen Fenster und Risse in den Wänden waren die Menschen selbst zu Hause kaum vor der Winterkälte geschützt. Oft hatten sie kein Wasser oder Koks zum Heizen. Im „Hungerwinter“ 1946/47 erfroren knapp 400 Berliner*innen in ihren eigenen vier Wänden. Das eigentlich schutzbringende Zuhause wurde ihnen zum Verhängnis. Im folgenden Winter wollte die Stadtregierung die Menschen besser vor der Kälte schützen und rief daher ein Winternotprogramm ins Leben.

Brot, Obdach und Arbeit: Ein Notprogramm wird Realität

Angesichts der katastrophalen Lage vieler Menschen fanden sich innerhalb der Berliner CDU sozial engagierte und christlich motivierte Männer und Frauen zur „Arbeitsgemeinschaft Unionswerk“ zusammen, um schnell Hilfe zu leisten. Bereits in ihrem Gründungsaufruf vom 26. Juni 1945 hatte die Partei ein „Notprogramm für Brot, Obdach und Arbeit“ gefordert, um Menschen zu helfen, die besonders unter den Kriegsfolgen litten. Dieses sollte nun schnell in die Tat umgesetzt werden.

“Das unermesslicher Elend in unserem Volke zwingt uns, den Aufbau unseres Wirtschaftslebens, die Sicherung von Arbeit und Nahrung, Kleidung und Wohnung ohne jede Rücksicht auf persönliche Interessen und wirtschaftliche Theorien in straffer Planung durchzuführen.” (Auszug Notprogramm für Brot, Obdach und Arbeit)

Engagierte Mitstreiter*innen wurden gewonnen und so konnte mit der „sozialen Arbeit für die Berliner Bevölkerung“ gestartet werden. Eine der ersten Aktivitäten war die Beteiligung am Berliner Winternotprogramm, um die Geflüchteten und obdachlosen Berliner*innen vor dem Tod durch Erfrieren und Hunger zu schützen. Zusammengeschlossen unter dem Namen „Unionswerk“ stellten die Helfer*innen einige Wärmehallen als Notunterkünfte bereit, die für viele die Rettung aus der Not bedeuteten.

Das Konzept war nicht ganz neu: Beheizte Hallen, in denen sich notleidende Menschen aufwärmen und häufig auch einen Kaffee und ein paar Brötchen bekommen konnten, hatte es in Berlin schon vor dem Krieg gegeben. Alle Bedürftigen hatten hier Zutritt. Durch den Krieg waren aber so viele Menschen in Armut geraten, dass die Stadtverwaltung auf die Mithilfe von Organisationen der freien Wohlfahrtspflege angewiesen war, um eine ausreichende Anzahl an Wärmehallen zu betreuen. Die freiwilligen Helfer*innen des Unionswerks organisierten außerdem die Ausgabe von warmen Mahlzeiten, Decken und Kleidung und verteilten Care-Pakete. Auch an die soziale Wärme dachten sie und richteten Weihnachtsfeiern für Flüchtlingskinder aus.

“Das „Unionswerk“ ist nur Kernpunkt einer tätigen sozialen Bewegung. Sie wird zur Bewegung durch tatsächlich geleistete anerkannte Arbeit.” (Auszug, Arbeitsweise des Unionswerkes, Juli 1947)

 

Im nächsten Beitrag erfahren Sie, wie aus dem Unionswerk das Unionhilfswerk wurde und warum es fast 75 Jahre und einen Zufall brauchte, um herauszufinden, wann es tatsächlich gegründet wurde.

 

Quellennachweise:

Christlich-Demokratische Union Deutschlands: Deutsches Volk!, 26.06.1945.

Johannes Müller: Entwurf einer vorläufigen Satzung für das „Unionhilfswerk Berlin“, 5.12.1947.

Siegfried Kracauer; Wärmehallen, in: Frankfurter Zeitung, Nr. 46, 18.1.1931.

Unionswerk der Christlich-Demokratischen Union Deutschlands: Arbeitsbericht Oktober 1947, 9.11.1947.

https://www.rbb24.de/politik/thema/2015/70-jahre-kriegsende/beitraege/kriegsschaeden-berlin-2–weltkrieg.html.

Matthias Willing: „Sozialistische Wohlfahrt“. Die staatliche Sozialfürsorge in der Sowjetischen Besatzungszone und der DDR (1945-1990), Tübingen 2008, S. 117.

2 Kommentare zu “Wo alles begann: Berlin in der Nachkriegszeit”

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