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„Barrieren – nein Danke!“        

"Barrieren – nein Danke!" ist ein von der Berliner Senatsverwaltung für Integration, Arbeit und Soziales ins Leben gerufenes Modellprojekt, das ein wichtiges Ziel verfolgt: Mädchen mit Behinderungen sollen im Übergang von der Schule ins Arbeitsleben begleitet und unterstützt werden. Eine vierteilige Podcast-Reihe des Projekts soll Unternehmen zur Einstellung von Menschen mit Behinderungen beraten und informieren und dabei helfen, Barrieren abzubauen. Natalie Schwarz gehört zum Projektteam und schreibt heute für uns darüber, wie der Podcast entstand und welche spannenden Perspektiven es darin zu hören gibt.

Ein Projekt zur Berufsorientierung für junge Frauen mit Behinderungen

In dem durch den Berliner Senat für Integration, Arbeit und Soziales geförderten Pilotprojekt „Barrieren – nein Danke!“ der Bildung, Umschulung, Soziales (BUS) gGmbH wurden zwischen Juli 2020 – August 2022 15 Schülerinnen mit Behinderungen in der neunten und zehnten Klasse in ihrer Berufsorientierung unterstützt. In regelmäßigen Coachings wurden die Mädchen und jungen Frauen darin gefördert, sich mit ihren Interessen, Kompetenzen und Zielen auseinanderzusetzen. Um sich in der Berufswelt auszuprobieren und abzugleichen, ob das angestrebte Berufsziel auch realistisch passt, wurden alle Teilnehmerinnen in Praktika, möglichst auf dem ersten Arbeitsmarkt, begleitet. In dieser Zeit haben die Teilnehmerinnen allerlei Berufsfelder hautnah kennengelernt, so u.a. die Bereiche Theater, Floristik, Tierpflege oder Kunsthandwerk.
Da immer noch einige Unternehmen Vorbehalte und Fragen hinsichtlich der Einstellung von Menschen mit Behinderungen haben, war ein weiterer Ansatz des Projekts, genau diese für die Themen Inklusion und Beschäftigung von Menschen mit Behinderungen zu sensibilisieren und zu informieren. Hierfür haben wir unter anderem unsere vierteilige Podcast-Reihe produziert.

Nachdem wir uns mit der Technik vertraut gemacht und uns zur Audiobearbeitung weitergebildet hatten, konnte es auch schon losgehen. Unsere Gäste für den Podcast bildeten eine spannende Mischung aus Arbeitgeber-, Beschäftigten- und Fachperspektive. Dafür kamen wir mit Anne Gersdorff von JOBinklusive, Jacob Wehner von der Hand.Fest gGmbH und Gudrun Marklowski-Sieke vom Integrationsfachdienst für hörbehinderte Menschen ins Gespräch.

 

 „Inklusion ist kein Charity-Projekt“

Unser erstes Gespräch durften wir mit Anne Gersdorff, Referentin bei JOBinklusive, führen. Frau Gersdorff und die Initiative JOBinklusive setzen sich für die gleichberechtigte Teilhabe von Menschen mit Behinderungen am Arbeitsleben ein und schaffen Öffentlichkeit für dieses wichtige Thema. Frau Gersdorff ist in Fachkreisen bekannt und verfügt über eine große Expertise in diesem Feld. Wir unterhielten uns über die Ausgleichsabgabe, die UN-Behindertenrechtskonvention und ihre Zukunftsvisionen für eine inklusivere Arbeitswelt. Die menschenrechtliche Verortung von Inklusion war ein wichtiger Schwerpunkt in unserem Gespräch. So betonte sie, dass Inklusion kein „Charity-Projekt“ sei, sondern alle Unternehmen in der Verantwortung stehen, diese umzusetzen. Deutschland habe sich mit der Unterzeichnung der Behindertenrechtskonvention der Vereinten Nationen dazu verpflichtet, Schritte zur Verwirklichung von Inklusion umzusetzen. Unternehmen werden daher in ein paar Jahren gar nicht mehr daran vorbeikommen,  Menschen mit Behinderungen einzustellen. Die Erhöhung der Ausgleichsabgaben könne ein Weg dafür sein, weitere Anreize zu schaffen. Zugleich wünschte sie sich, dass es die Ausgleichsabgaben zukünftig nicht mehr brauche.


„Einfach machen ist die Devise“

Nun beschäftigt uns natürlich auch die Perspektive der Arbeitgeber*innen, welche schließlich die Entscheidung über die Einstellung von Personal treffen. Dafür sprachen wir mit Jacob Wehner, Geschäftsführer der Hand.Fest gGmbH, einem Inklusionsunternehmen im Bereich Catering, das im Jahr 2021 den Berliner Inklusionspreis in der Kategorie Inklusive Ausbildung erhielt. Im Gespräch wurde deutlich: Praktika sind oftmals der Schlüssel zur Ausbildung. Wir erfuhren von seiner Offenheit gegenüber neuen Bewerber*innen, die wir uns so auch für andere junge Menschen auf ihrem Weg ins Berufsleben wünschen. Bei Hand.Fest stehen nicht die Schwächen der Menschen im Vordergrund, sondern deren Stärken und Potenziale.

Wir fragten Jacob Wehner nach der Besonderheit eines Inklusionsunternehmens und erfuhren: Ein Inklusionsunternehmen verpflichtet sich dazu, 30-50 % Menschen mit einer Schwerbehinderung einzustellen. Menschen mit und ohne Behinderung arbeiten hier gleichberechtigt zusammen. Aus seiner Erfahrung kann er sagen, dass es ansonsten mehr Gemeinsamkeiten als Unterschiede zu „normalen“ Unternehmen gebe. Den Unternehmen, die beabsichtigen, Menschen mit Behinderung einzustellen möchte, legt Jacob Wehner nahe, dass es sich lohne, es einfach zu wagen, da letztlich alle Seiten davon profitieren können.

 

„Wenn man so auf der Straße geht, sieht man nicht, ob ein Mensch eine Hörbehinderung hat“

Besonders gefreut hat uns auch der Austausch mit Gudrun Marklowski-Sieke. Sie arbeitet im Integrationsfachdienst für hörbehinderte Menschen und ist selbst von Geburt an taub. Das Gespräch mit ihr wurde durch eine Gebärdensprachdolmetscherin unterstützt.
Durch ihre eigenen Erfahrungen sowie ihr Fachwissen, gab Frau Marklowski-Sieke uns spannende Einblicke in das Arbeitsleben mit einer Hörbehinderung und ihre Tätigkeit als Beraterin. Sie sprach von den konkreten Hürden, die Menschen mit einer Hörbehinderung auf dem Arbeitsmarkt erfahren. Eine Hörbehinderung  ist von außen nicht sichtbar. Aus Scham behalten manche Betroffene ihre Behinderung daher erst einmal für sich. Die Beratung des WIB-Verbundes – Weißenseer Integrationsbetriebe –  kann hier ganz konkret ansetzen und Menschen mit einer Hörbehinderung unterstützen, z.B. technische Hilfsmittel oder Dolmetscher*innen zu finden sowie zwischen Arbeitgeber*innen und Arbeitnehmer*innen zu vermitteln.


Zwei Jahre „Barrieren – nein Danke!“

In unserer letzten Folge lassen wir als dreiköpfiges Projektteam die letzten zwei Projektjahre Revue passieren. Wir sprechen über die durch die Projektteilnehmerinnen erlangten Erkenntnisse und gleichen diese mit dem ab, was aus den bisherigen Podcastgesprächen mit den Gästen hervorging. Als ein Projekt, das sich explizit an Mädchen und junge Frauen richtet, weisen wir auf Grundlage aktueller Studienerkenntnissen im Besonderen auf die Notwendigkeit einer Förderung von Mädchen mit Behinderungen hin. Schließlich erfahren sie auf dem Arbeitsmarkt doppelte Benachteiligung. Im Vergleich zu Frauen ohne Behinderung und Männern mit und ohne Behinderung haben sie deutliche Nachteile hinsichtlich Lohn sowie Vollzeit- und Führungspositionen. Hier ist noch viel Luft nach oben.


Nach „Barrieren – nein Danke!“ folgt nun „Barrieren – nein Danke! 2“

Nachdem „Barrieren – nein Danke!“ im August abgeschlossen wurde, ging das Projekt im September in die zweite Runde. So erhielten wir vom Senat die Förderzusage für ein zweijähriges Folgeprojekt. In diesem wird der Fokus auf die Aufnahme von Ausbildung/Beschäftigung auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt gelegt. Einige der bisherigen Teilnehmerinnen aus dem ersten Projekt werden wir weiter begleiten und freuen uns außerdem auf weiteren Zuwachs.
Auch den Podcast werden wir im kommenden Jahr weiterführen und mit weiteren interessanten Gästen aus dem Bereich Inklusion in der Arbeitswelt ins Gespräch kommen.

 

Der Podcast „Barrieren – nein Danke!“ ist auf Spotify und YouTube zu hören.

Spotify: https://open.spotify.com/show/17hpPMUZLV0Gojop0fl9SU

YouTube: https://www.youtube.com/playlist?list=PL7ATQzFOxBSseo0KoKr9FI3-EpVfvD4tn

 

 

 

 

 

 

 

 

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