Eine gelungene Bewerbung zu erstellen, stellt schon viele Muttersprachler in Deutschland vor Herausforderungen. Da ist es leicht vorstellbar, dass das ausführliche Anschreiben oder der tabellarische Lebenslauf bei Menschen mit Fluchterfahrung für einige Fragezeichen sorgen. Da aber ein Praktikums-, Ausbildungs- oder Arbeitsplatz ein großer Schritt in Richtung gelungene Integration ist, ist der „Bewerbungscheck“ insbesondere für das Projekt Empowerment + ein wichtiges Thema.
Der perfekte erste Eindruck
Auch wenn Bewerbungsfotos heute offiziell nicht mehr verlangt werden, gehören sie doch in vielen Fällen noch zur Bewerbung dazu und können – bestenfalls – zu einem positiven ersten Eindruck verhelfen. Die professionelle Fotografin Helen Nicolai und Daniel Büchel vom Freiwilligenmanagement im UNIONHILFSWERK freuten sich, die Integration von geflüchteten Menschen mit einem Bewerbungs-Fotoshooting zu unterstützen.
Auch die Teilnehmenden an dem Fotoshooting waren begeistert und erfreut darüber, professionelle und kostenfreie Fotos für ihre Bewerbungen zu erhalten. Angeboten wurde das Shooting durch das Studio “Helen Nicolai – Business Portraits” mit der Inhaberin Helen Nicolai.
Auch Obaidullah Rajabi nahm an dem Shooting Mitte Februar teil und berichtet: “Mein Name ist Obaidullah Rajabi und ich komme aus Afghanistan. In meinem Wohnheim gibt es das Tandemprojekt Emowerment+. Ich habe dieses Projekt kennengelernt und so meinen Tandempartner Dirk gefunden.
Dirk hat mir gesagt, dass ich mich für dieses Fotoshooting anmelden und ein kostenloses Bewerbungsfoto bekommen kann. Diesen Vorschlag akzeptierte ich gern und ging in das Studio.
Das Studio war ein sehr gut ausgestatteter Ort mit einer sehr erfahrenen und freundlichen Fotografin. An diesem Tag waren auch viele andere Menschen da. Von allen wurden Fotos gemacht, am Ende sind auch einige Gruppenfotos mit der Fotografin entstanden. Ich bin sehr froh, dass ich dieses Foto bekommen habe und möchte mich damit für die Tischlerausbildung bewerben.”
Viele Unterlagen waren gut vorbereitet
Wenn der erste Eindruck stimmt, ist der Inhalt der Bewerbungsunterlagen dann um so wichtiger. Theresa Rupprecht aus dem Projekt Empowerment+ hat selbst Berufserfahrung im Personalbereich und kennt sich deshalb bestens mit Bewerbungsunterlagen aus. Sie hat – ganz coronagerecht per Videocall – in der letzten Woche einen Bewerbungscheck mit Teilnehmenden des Projekts durchgeführt.
In den Einzelgesprächen fiel ihr auf, wie gut die Teilnehmerinnen und Teilnehmer vorbereitet waren: Viele hatten sich bereits Hilfestellungen für die Grundlagen einer Bewerbung geholt und so war die Qualität der Unterlagen schon sehr gut. „Alle Unterlagen hätte man im Grunde direkt verwenden können; daher freut es mich umso mehr, dass wir heute tatsächlich die Möglichkeit hatten, richtig in die Tiefe zu gehen und uns um den Feinschliff zu kümmern.“ So konnte das Augenmerk darauf liegen, die vorhandenen Unterlagen mit Leben zu füllen und einen echten Eindruck von der Person zu vermitteln. „Neben der reinen Erfassung von Daten wird das nämlich leider allzu oft nicht getan“, berichtet sie.
Engagement ist etwas Besonderes
Ein Tipp, den Theresa fast allen Teilnehmern geben konnte war, ihr soziales Engeagement (auch die Teilnahme am Projekt Empowerment+) im Lebenslauf mit anzugeben. Generell sei das Wort „Engagement“ für viele Teilnehmer eher befremdlich: „Bisher habe ich es nicht erlebt, dass Teilnehmer dieses Wort aktiv benutzen, um ihren Einsatz im Projekt oder eine vergleichbare Tätigkeit zu beschreiben.“
In den Bewerbungsunterlagen wurde sich deshalb oft auf das „Handfeste“, also auf offizielle Abschlüsse konzentriert, während andere sogenannte Softskills eher vernachlässigt wurden. Die Fähigkeiten, die Interessen und insbesondere die Motivation, die hinter den Abschlüssen stehen, können aber gerade darüber betont werden.
Aktuell ist es besonders wichtig, Sicherheit zu geben
Insbesondere in der aktuellen Situation sind Verunsicherung und Redebedarf bei Projektteilnehmern groß: Sprachkurse fallen aus, Schulen sind geschlossen, Prüfungen werden verschoben. Für viele Ausbildungs- oder Praktikumsplätze wird ein bestimmtes Deutsch-Level vorausgesetzt, die Kurse können aber aktuell nicht abgeschlossen werden. So können geschmiedete Pläne plötzlich nicht mehr so umgesetzt werden, wie ursprünglich angedacht. Die Frage, wie es jetzt weitergeht, steht also im Raum.
Nach erfolgreichem Bewerbungs-Fotoshooting und Besprechen der Unterlagen steht nun für einige Teilnehmer noch ein zweiter Check an. Dann steht einer erfolgreichen Bewerbung nichts mehr im Weg. Wir wünschen allen Teilnehmern viel Erfolg bei der Bewerbung!
Empowerment+ ist ein Projekt des Freiwilligenmanagements, das die Begegnungen von Neu-Berlinern mit Fluchterfahrungen und Berlinern fördert. Die Tandems arbeiten drei bis neun Monate lang miteinander. Unterstützt werden die Teilnehmenden durch gemeinsame Gruppenaktivitäten, Workshops, Austausche und Unternehmungen.
Interessierte wenden sich gerne an das Projekt oder schauen einfach im Projektbüro in der Mühsamstraße 33 in Friedrichshain vorbei.
Hier finden Sie das Video zur tollen Fotoaktion.
Lieber Herr Gottschalk,
das freut mich, dass Ihnen auch unser Video gefallen hat. Ich wünsche uns allen, dass wir bald wieder mehr Normalität in unseren Leben haben. Bleibt alle gesund.
Herzliche Grüße
Helen Nicolai
Unglaublich schön zu lesen, wie viel Engagement vom Projekt EMPOERMENT+ ausgeht. Nicht allein für den Aufbau und die Begleitung von Tandems, sondern darüber hinaus für die Veranstaltungen für alle Tandem-Teilnehmenden. Die Vorbereitungen bleiben oft unsichtbar, dennoch bedeuten sie viel personellen ABER VOR ALLEM persönlichen Einsatz und machen die Haltung der Kolleg*innen in diesem Engagmentfeld spürbar. Das ist großartig zu sehen, was damit möglich gemacht wird und wie viel Lebensfreude und Zuversicht hier gezeigt wird. Danke für das schöne Video, das zu der Aktion entstanden ist.
Das zu sehen berührt mich in ganz besonderer Weise, weil ich die dort gezeigten Menschen mit vielen persönlichen Erinnerungen verbinde, die ich während meiner mehr als dreijährigen Zeit als Freiwilligenkoodator in der Gemeischaftsunterkunft Pankow erleben konnte.
Mein besonderer Dank gilt daher auch allen Kolleg*innen vom Projekt EMPOWERMENT+ mit denen ich ebenfalls eine fantastische Zusammenarbeit während dieser Zeit erleben konnte. Bitte macht weiter so, auch wenn die aktuellen Umstände die so wichtigen direkten und unmittelbaren Kontake schwieriger machen.
Bleibt schön gesund.