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Poesie als Waffe gegen den Krieg

Hilde Mai und ihre Tochter Sigrid Steinke lieben die Poesie. Mit Gedichten drücken sie sich auf eine besondere Weise aus: beschreiben Situationen, machen Mut und geben Hoffnung. Ingrid Krambach-Isken hat sich mit Hilde Mai, die im Pflegewohnheim „Am Plänterwald“ lebt, getroffen.

Hilde Mai, die im Pflegewohnheim "Am Plänterwald" lebt, möchte mit ihren Gedichten "aufrütteln"

Hilde Mai – ein politischer und poetischer Mensch

„Es ist ungeheuerlich, was heute in der Ukraine passiert“ sagt mir Hilde Mai, Jahrgang 1935 und ein rundum poetischer Mensch, wie sie sich selbst beschreibt. Sie hat bereits mehrere Gedichtbände veröffentlicht und auch zur aktuellen Weltpolitik muss sie sich äußern.

Erinnerungen an die eigene Flucht

Sie selbst kann sich an die Zeit des Zweiten Weltkrieges gut erinnern, insbesondere an den Flüchtlingstransport 1945 von Stettin nach Altentreptow in Mecklenburg-Vorpommern. Ihre Mutter musste mit drei Kindern, mit ihr, damals neun Jahre, ihrem vierjährigen Bruder und ihrer 14-jährigen Schwester flüchten, mit nichts. Sie erinnert sich, dass sie mit ihren neun Jahren in einer fremden Umgebung auf der Suche nach frischen Wasser am Ende der Stadt eine Pumpe fand, an der sie dann jeden Tag ihr Wasser holen konnte. Sie erinnert sich an die langen Menschenschlangen, die stundenlang nach etwas Brot anstanden, manchmal umsonst. Da ging es ums reine Überleben.

„Mit Gedichten aufrütteln“

Hilde Mai kann sich gut in diejenigen hineinversetzen, die heute ihre Heimat, die Ukraine, verlassen müssen, vor allem die Mütter mit ihren Kindern. „Und da muss man etwas dagegen tun. Jeder mit seinen Mitteln. Mit Kultur dagegen kämpfen, mit Gedichten aufrütteln.“ Das ist das, was sie tun kann, genauso wie ihre Tochter, Sigrid Steinke, welche den Hang zur Poesie von ihrer Mutter und aus ihrer Tätigkeit in Bibliotheken erworben hat.

Sigrid Steinke hat zur aktuellen Situation ein Gedicht verfasst, das mir Hilde Mai überreicht.

„Der Krieg gegen die Ukraine“ (Beginn 24.Februar 2022)

Sein ganzes Volk
kann der russische Herrscher Putin
nicht einsperren,
nur um einen Angriffskrieg
gegen das friedliche Nachbarvolk Ukraine
zu rechtfertigen. 
Er macht’s anders,
bringt Desinformation
in die Köpfe der Menschen
wie ein Nebelmeer,
dass auch das russische Volk
gegen seine Pläne nicht aufbegehrt.
Es ist Teil seiner Kriegsführung.
Es folgen Tyrannei, Tod und Zerstörung.
Dem friedlichen Land Ukraine
sie dies jetzt bringt,
wo dieses um Leben
mit jedem Atemzug ringt
Auf der Seite der Friedlichen:
Wolodymyr Selenskij, Präsident der Ukraine.
Ihr seid so stark, haltet gut durch
euer Kampfeswille,
der ist groß.
Den Tod vor Augen
in Kampfesmitte (Kiew)
steht ihr als Symbol für Millionen von Menschen,
zu trotzen der Invasion.
Der Frieden wird kommen.

Hilde Mai liest mir einige ihrer Gedichte vor, die in die Zeit passen. Eines davon möchte ich gern hier zitieren, weil es so aktuell ist und alle, die diesen Beitrag lesen, aufruft, mit den eigenen Mitteln zu helfen.

„Der heilige Dienst am Nächsten“

Die Knospe des Dienstes am Nächsten blüht
und das bei Tag und bei eisig kalter Nacht.
Sie wärmt wie ein Stern, der Funken sprüht,
Ein göttlicher Freund, der über dir wacht.

Erfreu dich an seinem heiligen Dienst,
bist Nächster, dem Segen gespendet.
Gott selbst lenkt seine treue Hand,
denn seine Güte hat sich euch beiden zugewendet.

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