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Wie geht es den Kolleginnen und Kollegen in der Corona-Krise?

Die Corona-Krise bringt uns alle in eine nie dagewesene Situation. Drastische Maßnahmen, die bis vor wenigen Tagen noch undenkbar erschienen, kommen zum Einsatz und stellen unser Privat- und Berufsleben auf den Kopf. Für die soziale Arbeit ist die Krise eine besonders große Herausforderung. „Die uns anvertrauten Menschen weiterhin gut versorgen und unterstützen zu können und gleichzeitig die Gesundheit und Sicherheit unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu jeder Zeit zu gewährleisten, hat für uns oberste Priorität.“, so die Geschäftsleitung des UNIONHILFSWERK. Wir, die Frauen vom Blog-Redaktionsteam, wollten wissen, wie es den Kolleginnen und Kollegen vor Ort in dieser Ausnahmensituation geht und haben mit einigen von ihnen gesprochen.

Verunsicherung und Sorgen sind groß. Der Zusammenhalt in den Teams, die Kollegialität und Solidarität allerdings auch.

Neben der Tatsache, dass wir als Individuen eben sehr individuell mit einer solchen Extremsituation umgehen, gibt es im Alltag der unterschiedlichen Einrichtungen auch sehr verschiedene Herausforderungen zu meistern. Wir danken den Kolleginnen und Kollegen für die kleinen Einblicke, die sie uns in einem Moment gewährt haben, in dem unsere Welt gerade Kopf steht.

 

Neu (23. März 2020): Céline Calvet ist leitende Koordinatorin im Hospizdienst Palliative Geriatrie Süd-Ost

Der Hospizdienst Palliative Geriatrie bleibt aktiv. Die hauptamtlichen Koordinator*innen arbeiten verteilt am jeweiligen Standort oder, wenn möglich, im Homeoffice. Außerdem ist von jedem Team schon eine Kollegin in der Pflege zur Unterstützung der Pflegewohnheime im Einsatz. In dieser Zeit gilt für uns als oberstes Gebot: „Ruhe bewahren und ausstrahlen, in Solidarität tätig sein“.
Manche unserer Begleitungen führen die Ehrenamtlichen telefonisch weiter, um zu vermeiden, dass die Begleiteten sich allein oder gar einsam fühlen. Wir Koordinator*innen halten den Kontakt mit unseren Ehrenamtlichen per Mail und anderen sozialen Medien. Deutlich werden der Zusammenhalt und die seelische Unterstützung, die die Ehrenamtlichen sich gegenseitig zukommen lassen. Wir sind dankbar mit so tollen Menschen arbeiten zu dürfen und erkennen gerade in diesen Zeiten (mal wieder) die Wichtigkeit des Ehrenamts.

Ich als Hospizdienstkoordinatorin finde bemerkbar, wie oft wir unsere Gesundheit als allgegenwärtig und normal empfinden, – zumindest taten wir das bis vor Kurzem. Jetzt wird uns bewusst, was für ein Glück es ist, wohlauf zu sein und Luft zum Atmen zu bekommen. Das sollten wir uns bewahren und uns gegenseitig von Herzen Gesundheit wünschen. Der französische Autor Antoine de Saint-Exupéry sagte ganz richtig: „Man sieht nur mit dem Herzen gut. Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar.“ Lassen Sie uns gemeinsam unsere Herzen öffnen und entdecken, was uns durch diese Krise auch geschenkt wird: Zusammenhalt.

 

Neu (20. März 2020): Beatrice Gaffrey ist Fachleiterin für spezialisierte Wohnformen im Bereich der ambulanten Pflege

Ich warte gerade auf die Freigabe der an die aktuelle Situation angepassten Pandemiepläne für die ambulanten Pflegedienste und bin erleichtert, dass wir damit den Kollegen in den Pflegediensten noch mehr Sicherheit mit auf den Weg geben können. Trotz der angespannten Situation, die so noch nie da gewesen ist, reagieren unsere Mitarbeiter sehr gefasst.
Zu den aktuellen Herausforderungen gehörte für mich, die Mieter in den Wohngemeinschaften, das sind in erste Linie hochbetagte Menschen mit Demenz, zu ihrer eigenen Sicherheit zu isolieren. Das bedeutet, die Besucherregeln zu verschärfen und dabei auch den Therapeuten abzusagen, die normalerweise regelmäßig zu den Klienten kommen. Diese Besuche sind für die Menschen ein absolutes Highlight in ihrem Alltag, und werden daher natürlich schmerzlich vermisst. So manche Diskussion dazu hatte ich mit den Mitarbeitern vor Ort. Aber aktuell ist halt ALLES anders und somit ist „Abstand ein Zeichen von Fürsorge“, wie Angela Merkel am Mittwoch in ihrer Ansprache sagte. Mir wird aktuell bewusst, wie groß meine und unserer aller soziale Verantwortung gerade ist.

Das schwierigste ist, neben den uns anvertrauten Menschen auch die Mitarbeiter zu schützen, angesichts des leergefegten Marktes für Desinfektionsmittel. Für den Ernstfall hoffen wir gut vorbereitet zu sein. Dank Frau Bellmann von unserer Arbeitssicherheit steht uns in Kürze einiges an Schutzausrüstung für die Mitarbeiter zur Verfügung. Noch mehr Schutzmaterial ist angefordert und hoffentlich bald auf dem Weg.
Ich arbeite im Büro in der Hauptverwaltung in der Richard-Sorge-Straße, wo ich heute im Einzelbüro bin. Auf unserer Etage gibt es die Verabredung, dass der Erste morgens zuallererst alle Türklinken und Flächen desinfiziert. Wenn es notwendig wird, kann ich wie meine Kolleginnen und Kollegen Homeoffice machen. Damit fühle ich mich sicher und bin dankbar, dass das UNIONHILFSWERK uns das ermöglicht.

Insgesamt fühlt sich die Situation unwirklich an. Man bewegt sich so dazwischen: Ruhe ausstrahlen bei den Fragen der Mitarbeiter*innen, obwohl die Situation schwer zu händeln ist.
Und zu Hause – plötzlich zu zweit als Paar im Homeoffice – da lernt man sich ganz neu kennen.

 

Uwe Hildebrandt ist Einrichtungsleiter in unserem Pflegewohnheim „Am Plänterwald“

Der Alltag ist gerade nicht so leicht zu händeln, da fast stündlich neue Meldungen kommen. Bei uns im Haus sind bis auf wenige Ausnahmen aber alle Mitarbeiter sehr entspannt. Es gibt bei dem einen oder anderen Sorgen oder Ängste, die halten sich aber in Grenzen. Die einzige Angst bei unseren Bewohner ist derzeit, dass sie keinen Besuch mehr bekommen könnten und von der Außenwelt abgeschnitten sein könnten.
Wir sind auf alles vorbereitet, unser Geschäftsleitungsteam hat alle präventiven Maßnahmen getroffen und mit uns besprochen. Wir wollen ruhig und gelassen, mit dem nötigen Respekt vor dem Virus, die Bewohner gewohnt gut versorgen und betreuen.

Im Augenblick sind die Herausforderungen die gleichen wie an allen anderen Tagen. Echte Herausforderungen würden entstehen, wenn der Ernstfall eintritt und der Virus den Weg ins Haus findet. Wir hoffen sehr, dass wir verschont bleiben und bemühen uns um Optimismus.
Positiv ist in diesen Tagen zu sehen, wie viele Mitarbeiter aus allen Berufsgruppen sofort gesagt haben, „sollte es zum Ernstfall kommen, sind wir da“. Wir machen Service, Küche, Reinigung und Pflege und betreuen – alles was notwendig ist, um die Bewohner weiter gut zu versorgen.
Diesbezüglich besteht kein Zweifel, dass wir diese Krise meistern können.

 

Ralf Schönberner ist Leiter unserer Wohnungslosentägesstätte (WoTa) in Schöneberg

Sehr viele Tagesstätten reduzieren ihr Angebot oder schließen, was dramatische Folgen für die obdachlosen Menschen haben könnte. Wir haben die Bestuhlung in der WoTa um 18 Stühle reduziert, sodass wir zwischen den Besuchern und Tischen mehr Abstand gewähren können. Weiter haben wir beschlossen, dass Besucher mit Wohnungen und Wohnheimplätzen ab sofort bis vorerst zum 19.04.2020 keinen Zugang zur Tagesstätte erhalten.

Die Mitarbeiter werden über die aktuellen Entwicklungen und Hygienemaßnahmen, inkl. Selbst- und Fremdschutz, selbstverständlich fortlaufend informiert.

Wichtig für uns ist neben dem Selbstschutz, dass wir unser Angebot für die obdachlosen Menschen so gut es möglich aufrechterhalten, selbst wenn es eine Essensausgabe über unser Küchenfenster geben wird und wir die Hilfesuchenden nur noch einzeln die Sanitärräume aufsuchen lassen.

Da sich alle Mitarbeiter sehr gut informiert und aufgeklärt fühlen, ist von Panik keine Spur. Wir wissen, dass die Maßnahmen der Regierung zur Reduktion der Infektionsgeschwindigkeiten beschlossen wurden, damit die Gesellschaft weiter funktionieren kann – wenn auch im Notbetrieb.

 

Manja Metz ist die Leiterin des Integrationsfachdienstes (IFD) Mitte, der Arbeitnehmer und Arbeitgeber zum Thema  Schwer-/Behinderung im Beruf berät

Es ist jeden Tag neu, die Veränderungen rasend schnell, das Thema beherrscht den IFD. Unser beruflicher Alltag hat sich verändert, wir müssen uns alle erst noch daran gewöhnen. Es macht sicherlich auch Sorgen – wie wird es weitergehen, wann ist ein Ende in Sicht. Normalerweise sind wir eine Beratungsstelle, die viele Termine im Voraus planen und organisieren muss. Von heute auf morgen zu leben und jeden Tag die Situation neu zu bewerten, sorgt sicherlich auch für eine große Verunsicherung. Der IFD Mitte kompensiert Krisen mit einer kontinuierlichen Kommunikation und viel Humor, auch wenn das Thema dramatisch ist. Anders würden wir nicht gut durch diese Zeit kommen.

Herausforderungen liegen definitiv darin, schnell die neuen Veränderungen aufzunehmen und zu überlegen, wie wir diese umsetzen und auf unsere Arbeit adaptieren können. Herausforderungen werden auch sein, dass weniger Klienten den direkten Weg zu uns finden werden. Wir hoffen, dass diese Krise nicht allzu lang anhält, damit wir weiterhin unsere Arbeit ausfüllend erledigen können. Derzeit sind wir alle aber zuversichtlich. Gleichzeitig steht die eigene Gesundheit im Vordergrund und wir müssen gut aufpassen, uns keinem Risiko auszusetzen.
Positive Überraschungen gibt es auch: guter Austausch im Team, viel Kommunikation, Einhaltung von Hygieneregeln – es funktioniert sehr gut. Eine Krise schweißt auch immer zusammen – das Gefühl habe ich in unserem Team. Wir schauen gemeinsam, wie wir diese Zeit gut meistern können und nehmen Rücksicht aufeinander. Alles funktioniert etwas entschleunigter, wir werden ausgebremst, was aber allen Kolleginnen und Kollegen auch zugutekommt. Wir haben Zeit füreinander, weil viele Tätigkeiten (Besuche vor Ort bei den Arbeitgebern, Fahrtzeiten) wegfallen. Wir sind aber so gut aufgestellt, dass wir all das per Telefon und Email sehr gut abdecken können.

 

Denny Rosenthal ist leitende Fachkraft in der Abteilung Mediengestaltung der Union Sozialer Einrichtungen gGmbH

Es ist aktuell schon etwas geisterhaft, aber von den Fachkräften sind alle anwesend und das Thema wird mit Galgenhumor behandelt. Die wenigen anwesenden Beschäftigten sind entspannt. Dennoch ist es eine besondere Herausforderung, den Laden am Laufen zu halten: Kommunikationsmöglichkeiten mit den nicht anwesenden Beschäftigten schaffen, Informationen weitertragen, Aufgaben für den Fall der Schließung vorbereiten. Es ist eine ständige Mischung aus An- und Entspannung.

Insgesamt reagieren die Anwesenden der Situation angemessen, das ist schön zu erleben und wie ein Stück Normalität in dieser Zeit. Herausfordernd ist die Sicherstellung des Kontaktes mit der gesamten Gruppe der bei uns Beschäftigten, die Vergabe von Aufgaben und Tutorials und die Aufrechterhaltung der Kundenaufträge.

Aber wir wissen, dass wir mit Cloud-Lösungen und vor allem unserem internen Medien-Blog sehr gute Möglichkeiten an der Hand haben, die uns jetzt gerade sehr helfen. Wir hoffen, dass die weniger mobilen Gewerke bei uns in der Union Sozialer Einrichtungen gGmbH diese Situation bestmöglich meistern können. 

 

Heike Jox-Keutzer & Karin Bedau sind Leiterinnen in unserem Montessori-Kinderhaus Lissabonallee

Wir erleben viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die Schritt für Schritt die aktuelle Lage annehmen und versuchen, sich nach anfänglichen Irritationen in dem veränderten Alltag zu organisieren. Der Wunsch nach Austausch ist im Team gerade groß. Dem entsprechen wir und es gibt viele Absprachen und Kommunikation.

Das Kinderhaus, seine  Räume und die Umgebung wirken im Moment recht verlassen und ruhig. Die Kinder in der Notbetreuung sind irritiert und kommen mit der Betreuung im kleinen Kreis gerade noch nicht gut zurecht. Sie vermissen deutlich ihre Freunde und den Gruppenverband.

Nach den anfänglichen Umstellungen widmen wir uns langsam wieder mehr unseren Aufgaben und gestalten unsere mittelbare pädagogische Arbeit (Anmerk. der Redaktion: Mittelbare pädagogische Arbeit ist das, was im Alltag manchmal kaum zu schaffen ist, wie Dokumentationen, Berichte, Vor-/Nachbereitung der Elterngespräche, Pädagogische Planungen usw.)

 

Kolleginnen aus anderen Kindertagesstätten des Trägers berichten:

Im Vergleich zu anderen Bereichen geht es uns noch relativ gut. Viele Eltern versuchen, obwohl sie Notbetreuung in Anspruch nehmen könnten, ihre Kinder privat zu betreuen und teilweise schaffen wir Dinge, für die sonst oft die Zeit fehlt.

Wir möchten andere Bereiche unterstützen und sind bereit, auszuhelfen.

 

Ursula Illies ist Leiterin unseres Mobilitätshilfedienstes Reinickendorf

Ich danke dem UNIONHILFSWERK dafür, dass es sowohl für die Klientinnen und Klienten als auch für die Mitarbeitenden Verantwortung übernimmt und diese schützt, soweit es möglich ist.
Wir konnten beispielsweise unkompliziert Home-Office beantragen und die IT hat sofort die dafür erforderlichen technischen Voraussetzungen geschafften. An dieser Stelle auch nochmal ein „Danke“ an die IT- Kollegen, die das sehr gut begleitet und umgesetzt haben.

Ich hoffe, alle kommen gut durch diese schwere Zeit.

 

Petra Krüger ist Sachbearbeiterin im Übergangswohnheim Kreuzberg

Man kommt morgens mit „Anspannung“ zur Arbeit und weiß nicht was ansteht. Ob es eventuell Krankmeldungen von Kollegen oder Bewohnern gibt und wie es dann weitergeht. Die größte Herausforderung besteht darin, unseren Bewohnern die derzeitige Situation zu erklären ohne Ängste auszulösen und den Alltag ohne die gewohnten Sozialkontakte zu gestalten.
Ich freue mich, wie das Team trotzdem zusammenhält und was für eine große Einsatzbereitschaft die Kollegeninnen und Kollegen zeigen.

 

Wir werden diesen Blog-Beitrag kontinuierlich ergänzen, da noch mehr Kolleginnen und Kollegen zu Wort kommen sollen.

Wenn auch Sie berichten möchten, wie es Ihnen in Ihrem beruflichen Alltag gerade geht, welche Herausforderungen, aber möglicherweise auch Lichtblicke, es gibt, können Sie das über die Kommentare gern tun.
Wir freuen uns auch über Ihren Anruf unter 030 / 42265-811 oder eine E-Mail.

3 Kommentare zu “Wie geht es den Kolleginnen und Kollegen in der Corona-Krise?”

  1. Norbert Prochnow |

    Schön von den Kollegen*innen zu hören in CORONA Zeiten…einige Fotos von den Gesichtern der Schreibenden hätte die etwas langen Texte gut ergänzt!

    1. Yvonne Gaebel (BeitragsautorIn) |

      Vielen Dank für diesen konstruktiven Hinweis! Das ist eine gute Idee, die wir gern künftig mitdenken. Beste Grüße von Ihrem Blog-Redaktionsteam

  2. Ralf René Gottschalk - Projektleitung Ehrenamtsbüro Reinickendorf - Ein Projekt der Stiftung Unionhilfswerk |

    Ich wünsche allen Kolleg*innen, die Kraft und die Zuversicht, die wir alle gemeinsam brauchen, um diese herausfordernde Situation auf lange Sicht zu gestalten. Danke sehr, dass Sie zu den vielen aktuellen Heraufforderungen die Zeit gefunden haben, um ihre Statements und Erfahrungen mit uns allen zu teilen.
    Danke sehr an die Mitarbeiter*innen der Unternehmenskommunikation für das Beitragsformat und damit die Einblicke in die vielfältigen Arbeits- und Tätigkeitsbereiche der Kolleg*innen im gesamten Unionhilfswerk.
    Bleiben Sie gesund, bleiben wir gesund.

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