Dr. Martin Kaufmann startete Anfang 2020 bei der USE als Geschäftsbereichsleiter Handwerk. Ein sanfter Einstieg war ihm nicht vergönnt – die Corona-Krise manövrierte ihn schon bald ins Krisenmanagement. Gemeinsam mit einem Präventionsstab organisierte er nun die Wiederöffnung der WfbM der USE. Hier lesen Sie hier eine kleine Zusammenfassung des Interviews mit 53° Nord:
Ab dem 18. Mai ermöglichte der Senat eine Teilöffnung der Werkstätten unter drei Bedingungen: 1. Die Beschäftigten müssen der Wiederaufnahme der Beschäftigung zugestimmt haben. 2. Nur 35 % der Beschäftigten dürfen gleichzeitig in der Werkstatt sein und 3. muss ein mit dem Betriebsarzt abgestimmtes Infektionsschutzkonzept vorliegen.
Ein Präventionsstab um Dr. Kaufmann, zusammengesetzt aus Mitarbeitern unterschiedlicher Professionen, erarbeitete dieses Konzept bei der USE innerhalb weniger Tage und orientierte sich dabei nicht nur an den Vorgaben des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales und des Robert Koch Instituts, sondern auch an den eigenen, bisherigen Erfahrungen. Denn bei der USE bestand die große Herausforderung darin, viele unterschiedliche Bereiche von Handwerk über Tierpflege bis hin zur Gastronomie abzudecken. Schnell war klar, dass es zum einen Leitlinien für das individuelle Verhalten geben muss und zum anderen organisatorische Rahmenbedingungen, die zwar zentral definiert werden, aber von den einzelnen Geschäftsbereichen und Standorten indviduell ausgestaltet werden müssen.
„Wir müssen es gemeinsam bewegen!“ ist so auch eine zentrale Aussage von Martin Kaufmann im Interview und „Es kann nur gelingen, wenn alle mitziehen.“
Dafür wurden an den Standorten Gesundheitsteams gegründet, die die dezentrale Umsetzung organisieren. Gemeinsam mit den Bereichen suchen sie nach intelligenten Systemen, die zum einen garantieren, dass alle Beschäftigten, die wiederkommen möchten, dies können. Zum anderen muss aber auch gewährleistet sein, dass gleichzeitig nicht mehr als 35% der eigentlichen Beschäftigtenzahl anwesend sind. Ganz unterschiedliche Arbeitszeitmodelle sind so entstanden.
Sein Interview beendet der junge Geschäftsbereichsleiter mit einem Appell. Politik, Verwaltung und Werkstatt-Träger mussten in den vergangenen Wochen in knapper Zeit sehr viele Entscheidungen treffen. „In dieser Zeit war die Perspektive der Menschen mit Behinderung nicht sehr präsent. Ich hoffe, dass wir es wiederherstellen, dass wir miteinander und nicht übereinander reden. Und dass der Mensch mit Behinderung wieder in die Perspektive rückt.“