Berlin hat laut BiBB Datenreport 2023 mit über 34,2% noch immer die höchste Ausbildungsabbruchquote in Deutschland. Jeder dritte Ausbildungsvertrag wird damit vorzeitig gelöst. Mentoring ist ein geeignetes Hilfsinstrument, um jungen Menschen den Einstieg ins Berufsleben zu erleichtern und Ausbildungsabbrüche zu vermeiden.
Ein Pionierprojekt
Sabine Niels, die Leiterin der Hürdenspringer in Neukölln, begleitete das Projekt von Anfang an. „Ausblicke“ startete als ein Pilotprojekt im Auftrag der Senatsverwaltung für Arbeit, Soziales, Gleichstellung, Integration, Vielfalt und Antidiskriminierung, bei dem 13 verschiedene soziale Träger ihre eigenen Mentoring-Methoden testeten, um herauszufinden, welche am effektivsten waren. Jeder Träger verfolgte einen einzigartigen Ansatz, und nach zwei Jahren erfolgte eine ausführliche Auswertung der Pilotphase.
Das Unionhilfswerk ergriff die Initiative und startete das Mentoring-Projekt „Ausblicke“. Eine kontinuierliche externe Evaluation gewährleistete die Qualität des Programms und half bei der Entwicklung von Standards, die später auch von anderen Mentoring-Projekten übernommen wurden.
Die Bedeutung des Ausbildungs-Mentorings: Wegweiser*in zum Erfolg
Die Zeit der Ausbildung ist für viele junge Menschen eine entscheidende Phase im Leben, in der sie die Grundlagen für ihre berufliche Zukunft legen. Doch dieser Weg ist oft mit Unsicherheiten und Herausforderungen gepflastert. Genau hier kommt das Ausbildungs-Mentoring ins Spiel: eine wertvolle Unterstützung, die die Chancen auf einen erfolgreichen Start ins Berufsleben erheblich steigert.
Was ist Ausbildungs-Mentoring?
Beim Ausbildungs-Mentoring handelt es sich um eine bewährte Methode, bei der ein*e erfahrene*r Mentor*in einem Auszubildenden zur Seite steht. Die Mentorin teilt ihr Wissen, ihre Erfahrungen und ihr Netzwerk, um dem Auszubildenden zu helfen, seine Fähigkeiten zu entwickeln und berufliche Ziele zu erreichen. Dieser Prozess ist geprägt von persönlichem Engagement, Vertrauen und gegenseitigem Respekt.
Warum ist Ausbildungs-Mentoring wichtig?
- Orientierung: Die Anforderungen der Berufswelt können für junge Menschen überwältigend sein. Ein*e Mentor*in bietet Orientierung und hilft dabei, den richtigen Weg zu finden.
- Förderung der Entwicklung: Mentor*innen fördern nicht nur fachliche Kompetenzen, sondern auch soziale und persönliche Fähigkeiten. Sie helfen dabei, Selbstvertrauen aufzubauen und das volle Potenzial auszuschöpfen.
- Netzwerkaufbau: Der Zugang zu einem Mentor oder einer Mentorin ermöglicht auch den Zugang zu einem erweiterten beruflichen Netzwerk. Dies kann für zukünftige Karrierechancen entscheidend sein.
- Motivation und Unterstützung: In Momenten der Frustration oder Unsicherheit ist der*die Mentor*in da, um zu ermutigen und Lösungen zu finden. Dies hilft, Ausbildungsabbrüche zu verhindern.
- Wissenstransfer: Ein*e Mentor*in vermittelt nicht nur theoretisches Wissen, sondern auch praktische Einsichten und Erfahrungen aus dem realen Berufsleben.
Was passiert während des Ausbildungs-Mentorings?
- Klärung der Ziele: Mentor*in und Mentee setzen sich gemeinsam klare Ziele für die Ausbildung. Dies können berufliche oder persönliche Ziele sein.
- Regelmäßige Treffen: Mentoring ist eine kontinuierliche Beziehung. Mentor*in und Mentee treffen sich regelmäßig, um Fortschritte zu überprüfen und Herausforderungen zu besprechen.
- Feedback und Reflexion: Der*Die Mentor*in gibt konstruktives Feedback und hilft dem Mentee dabei, seine Stärken und Schwächen zu erkennen. Gemeinsam wird darüber reflektiert, wie die Ausbildung verbessert werden kann.
- Karriereplanung: Mentor*innen können auch bei der langfristigen Karriereplanung helfen, indem sie Einblicke in mögliche Wege und Branchen geben.
- Persönliche Unterstützung: Neben der beruflichen Entwicklung ist der Mentor oft auch ein Vertrauter, dem der Mentee persönliche Anliegen anvertrauen kann.
Berlins Vorreiterrolle
Berlin war die erste Stadt in Deutschland, die gezielt finanzielle Mittel für Auszubildende bereitstellte. Mentoring war zuvor meist Führungskräften vorbehalten. Heute ist das Azubi-Mentoring im Landesprogramm fest verankert, auch wenn es alle zwei Jahre eine erneute öffentliche Ausschreibung erfordert.
Mentoring als Schlüssel zum Erfolg
„Ausblicke“ war viele Jahre lang für das Berufsbild „Dienstleistungen“ zuständig. Seit 2021 unterstützt das Programm nun auch Auszubildende in den Bereichen „Schutz & Sicherheit“ sowie „Technik & Logistik“. Diese Entscheidung basierte auf der hohen Abbruchquote in diesen Berufsfeldern, die während der Pilotprojektphase ermittelt wurde.
Die jahrelange Erfahrung und vielen Erfolge machen es möglich, das Programm „Ausblicke“ auf neue Berufsfelder auszuweiten.
Das Programm zeichnet sich auch durch seine Integration von Geflüchteten in den Arbeitsmarkt aus. Für junge Menschen mit Migrationshintergrund spielt eine erfolgreiche Ausbildung eine entscheidende Rolle, „Ausblicke“ leistet hierzu einen wichtigen Beitrag.
Grenzen überwinden, Vielfalt feiern
Jede*r, der*die sich engagieren möchte, ist willkommen! Beim Mentoring geht es darum, neugierig auf andere Menschen zu sein und sich auf sie einzulassen. Es erfordert den Willen zuzuhören, Hoffnung zu geben und dabei zu helfen, Ziele zu erreichen. Mentoring schafft Netzwerke und baut Vorurteile ab.
Die Erfolge von „Ausblicke“ sind nicht nur für die Mentees, sondern auch für die Mentor*innen spürbar. Die Jugendlichen wachsen, gewinnen an Selbstsicherheit und sind stolz auf ihre Erfolge. Die Mentor*innen selbst erleben oft einen Realitätsabgleich und eine große Dankbarkeit.
Die Beziehungen, die im Rahmen von „Ausblicke“ entstehen, gehen oft über das eigentliche Mentorat hinaus und werden zu echten Freundschaften. Die durchschnittliche Laufzeit eines Mentorats beträgt 11 Monate, bisher wurden insgesamt 376 Tandems betreut.
Eine Erfolgsgeschichte, die weitergeht
Das Mentoring-Programm „Ausblicke“ wurde kürzlich bis Ende 2024 verlängert. Drei hauptamtliche Kolleginnen, Sabine Niels, Ruth Oppl und Jane Daffy, kümmern sich derzeit um 73 Tandems.
Ausbildungs-Mentoring ist ein mächtiges Werkzeug, das nicht nur die Auszubildenden, sondern auch die Unternehmen und die Gesellschaft insgesamt bereichert. Es trägt dazu bei, dass junge Talente ihr volles Potenzial entfalten können, und stärkt die Wirtschaft durch gut ausgebildete Fachkräfte. Die wertvolle Beziehung zwischen Mentor*in und Mentee ist ein Schlüssel zum Erfolg und eine Investition in die Zukunft.
„Ausblicke“ ist nicht nur ein Programm, sondern eine lebendige Gemeinschaft von Menschen, die sich für die berufliche Zukunft junger Talente in Berlin einsetzen. Es überwindet Grenzen und eröffnet Perspektiven. In einer Zeit, in der Ausbildungsabbrüche eine große Herausforderung darstellen, ist „Ausblicke“ eine Erfolgsgeschichte, die Hoffnung gibt und Möglichkeiten schafft.