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Die Kontakt- und Beratungsstellen sind da – wenn auch anders

Menschen mit psychischen Erkrankungen brauchen gerade in unsicheren Zeiten wie diesen Stabilität. In den Übergangswohnheimen und Therapeutischen Wohngemeinschaften des UNIONHILFSWERK, wo Betreuerinnen und Betreuer vor Ort sind, ist es leichter, dafür zu sorgen, als beispielsweise in den Kontakt- und Beratungsstellen (KBS). Die Kontaktbeschränkungen, die angesichts der COVID-19-Pandemie ausgerufen wurden, wirken sich auf ihre Angebote direkt aus. Daher wurden diese kurzerhand und auf kreative Weise an die aktuelle Situation angepasst.

Garten der KBS TERRA in Kreuzberg
Der Garten der Kontakt- und Beratungsstelle "TERRA" in Neukölln bleibt auch in Zeiten von Corona - unter Einhaltung der Kontaktbeschränkung – offen

Offene Treffs fallen weg

„Wir möchten und müssen unseren Teil dazu beitragen, dass die Verbreitung des neuartigen Coronavirus eingedämmt wird. Wir wollen natürlich auch nicht, dass sich unsere Besucherinnen und Besucher mit dem Virus infizieren. Und da sie auch gut über andere Wege zu erreichen sind, bleiben die Türen zu“, sagt Simon Geils, Projektleiter Kontakt- und Beratungsstelle „TERRA“ in Neukölln. Dadurch fallen offene Treffs mit 20 oder 30 Personen zum Kaffee, zu gemeinsamen Aktivitäten wie Kochen, Spielen, Yoga oder einfach nur zum Reden weg – und damit ein wesentlicher Aspekt von Kontakt- und Beratungsstellen. Aber der Projektleiter und seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben schnell andere Lösungen gefunden, um Kontakt zu ermöglichen.

Beratung und Kontakt per Telefon

„Wir haben sehr schnell ein telefonisches Beratungssetting etabliert. Montags bis freitags von 10 bis 16 Uhr haben wir ein offenes Ohr für all jene, die zu Hause sitzen und einsam sind, denen der Kontakt zu anderen Menschen fehlt, und für die, denen diese Situation Angst macht. Mit vielen haben wir Vereinbarungen getroffen, wann wir uns bei ihnen melden. Solche Absprachen helfen auch schüchternen Menschen dabei, weiter in Kontakt zu bleiben“, schildert der Projektleiter von „TERRA“.

In den Gesprächen ginge es häufig darum, die Veränderungen zu verarbeiten. Dazu kämen eigene Unsicherheiten, wie man sich verhalten soll, um sich und andere nicht zu gefährden. In diesem Fall würden praktische Hilfen an die Hand gegeben, so Simon Geils weiter. „Oft reicht es aber auch aus, wenn wir einfach ‚nur‘ hinhören.“

Vielfältige digitale Angebote

Neben der telefonischen erfolgt auch eine Beratung per Email. Zusätzlich erhalten Interessierte einmal in der Woche einen Newsletter mit praktischen Übungen, Materialien wie etwa Rätsel und Linktipps. Viele verfügen über die technische Ausstattung, um an Gruppen auch per Stream teilzunehmen oder um per Messengerdienst mit anderen in den Kontakt zu treten. Zudem wird daran gearbeitet, beispielsweise den Yoga-Kurs per Stream stattfinden zu lassen.

Garten von „TERRA“ für Pflege offen

Während „TERRA“ zurzeit geschlossen ist, bleibt der wunderschöne Garten der Kontakt- und Beratungsstelle in Neukölln weiterhin für die Besucherinnen und Besucher offen, da er auch in diesen Zeiten gepflegt werden muss. Um dies zu gewährleisten, erhält immer eine Person Zutritt, um ihre Beete zu bewirtschaften.

Positive Rückmeldungen von Besucherinnen und Besuchern – auch in der KBS Kreuzberg

Die vielfältigen Angebote würden rege genutzt und die Rückmeldungen seien durchweg positiv, sagt Simon Geils. „Die Besucherinnen und Besucher sind sehr dankbar, dass wir weiterhin verlässlich da sind, wir nach wie vor Konstante und Fixpunkt sind sowie für Austausch und Kontakt sorgen.“

„Auch unsere Besucherinnen und Besucher sind sehr dankbar vor allem, weil weiterhin Einzelgespräche von Angesicht zu Angesicht stattfinden“, erzählt die Projektleiterin der Kontakt- und Beratungsstelle in Kreuzberg, Silke Lüdemann. Viele würden zwar die telefonische Beratung nutzen, aber es gäbe auch einige, die kein Telefon hätten oder aufgrund ihres psychotischen Erlebens nicht telefonieren könnten. Zudem würden Onlineangebote wenig genutzt, da oft ein Internetzugang fehle. „Diese Personen sind ungeheuer froh, dass sie hier noch die Möglichkeit eines Gespräches finden.“

Einzelgespräche in der KBS in Kreuzberg drinnen wie draußen

Die Einzelgespräche finden in den Räumen der Kontakt- und Beratungsstelle statt – unter Einhaltung der Hygiene- und Abstandsregelung. Auf Wunsch werden aber auch „Frischluftgespräche“ in Wohnortnähe angeboten. „So müssen unsere teilweise recht betagten und auch öfter unter Atemwegserkrankungen leidenden Besucherinnen und Besucher nicht mit den öffentlichen Verkehrsmitteln fahren“, erklärt Silke Lüdemann. Zudem gäbe es spontane Besuche von Menschen, die nicht steuerungsfähig seien. Diese erhielten bei Bedarf auch etwas zu essen.

Krisengespräche nehmen zu

Silke Lüdemann stellt eine Zunahme von Telefonkontakten und Krisengesprächen fest. Daher wird das Angebot, wenn möglich, auf das Wochenende ausgeweitet. Teilweise werden auch Kontakte vermittelt. „Für die Besucherinnen und Besucher ist es sehr wichtig, mit jemanden sprechen zu können. Vieles, was sonst Struktur und Halt gibt ist weggebrochen, viele sind sowieso sehr einsam und haben hier ihre Kontakte gefunden“, so die Projektleiterin. Aufgrund zunehmender Konflikte zwischen Menschen, die zusammenwohnen, würden auch mehr Mediationsgespräche geführt. Darüber hinaus bräuchten viele Strategien, wie sie mit der Situation umgehen können. Auch Informationsmangel und übergroße Ängste seien ein Problem. Daher sammelt das Team der KBS in Kreuzberg alle Informationen und Regelungen sowie die möglichen Zugänge zur medizinischen Versorgung und bei existenzieller Not zu Ämtern und reicht diese weiter.

Sich nützlich machen trotz Corona

Die Kontakt- und Beratungsstelle in Kreuzberg hat zwar keinen Garten wie „TERRA“ in Neukölln, aber viele Pflanzen, die Pflege bedürfen. Darum kümmert sich auch in diesen Zeiten ein Besucher. Andere wollen sich ebenfalls nützlich machen und etwas Sinnvolles tun. Zwei Besucherinnen beispielsweise nähen Mund-Nasen-Masken für die anderen, die die KBS besuchen.

Besucherinnen nähen Masken

© Silke Lüdemann

Zurück zur Normalität

Die Kontakt- und Beratungsstellen des UNIONHILFSWERK haben sich sehr gut auf die neue Situation eingestellt. Trotzdem hoffen die Teams, dass bald wieder so etwas wie Normalität einkehrt, vor allem für ihre Besucherinnen und Besucher.

2 Kommentare zu “Die Kontakt- und Beratungsstellen sind da – wenn auch anders”

  1. Petra Fock |

    der Artikel, dass diverse Beratungsstellen trotz Corona beraten – wenn auch anders- ist ein toller Hinweis.
    Es würde uns aber auch freuen, wenn Sie unsere Beratungsstelle, den Pflegestützpunkt mit erwähnen würden. Wir haben unsere Sprechzeiten von 2 Tagen auf 5 in der Woche erhöht und zwar Mo., Mi., Fr. von 10:00-15:00, Di. von 9:00-15:00, Do. von 12:00-18:00. Wir sind jeden Tag zu erreichen telefonisch wie auch per Mail. Wäre schön, wenn Sie dies noch ergänzen könnten.
    Danke,
    mfG Petra Fock
    Einrichtungsleiterin

    1. Yvonne Gaebel |

      Ein wichtiger Hinweis – Danke, liebe Frau Fock.
      In diesem Beitrag geht es um die angepassten Angebote der Beratungsstellen für Menschen mit pychischer Erkrankung.
      Klasse, dass der Pflegestützpunkt mit Beratungsangeboten für ältere Menschen ebenfalls reagiert und die Öffnungszeiten erweitert hat.

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