Besuch unserer Wohnungslosentagesstätte
An einem sonnig-frischen Novembertag, wenige Wochen nach Beginn unserer „Wärme Teilen“-Kampagne, setzte ich mich in die S1 in Richtung Schöneberg, um unsere Wohnungslosentagesstätte in der Gustav-Freytag-Straße zu besuchen.
Als Neuzugang der Unternehmenskommunikation war ich etwas aufgeregt, aber auch neugierig zu erfahren, wie meine Unionhilfswerk- Kolleg*innen außerhalb unseres Dienstleistungs.Campus ihren Alltag verbringen.
Nadine Simon-Wrobel, Projektleitung der Wohnungslosentagesstätte (WoTa) Schöneberg, begrüßte mich und erklärte mir bei einer ausgiebigen Tour die Abläufe eines normalen Arbeitstages.
Die WoTa ist Dienstag bis Sonntag von 11.30 bis 17 Uhr geöffnet. Wohnungs- und obdachlose Menschen können jederzeit ohne Voranmeldung vorbeikommen, essen, Wäsche waschen oder einfach nur zur Ruhe kommen.
Im geräumigen Aufenthaltsraum saßen bereits einige Besucher*innen und ließen sich alleine oder gemeinsam die warme Mahlzeit des Tages, belegte Brote oder eine Tasse Kaffee schmecken. Ich setzte mich dazu und fand bei einigen herzlichen Gesprächen heraus, warum die WoTa mehr ist als nur ein sozialer Treffpunkt, in dem man sich im Winter wärmen kann.
Für viele Besucher*innen sind Frau Simon-Wrobel und das gesamte Team wie eine Familie. „Bitte, nicht zu viel Werbung zu machen.“ lautete in etwa der Wortlaut, als ich von der Spendenkampagne erzählte. Die WoTa wird behütet wie ein Schatz.
Die Kosten-Nutzen-Bilanz eines Kloßes
Frau Simon-Wrobel führte mich in die „Requisite“ – ein großer Raum, in dem die vielen Kleiderspenden aufbewahrt werden. Bis zur Decke stapeln sich dort Pullis, T-Shirts, Hosen und Co. Hier können sich die Besucher*innen aussuchen, was sie gerade brauchen. Von der Mütze bis zum Mantel.
Bevor es die Kleidungsstücke aber in die Regale schaffen, müssen die vielen Säcke voller Spenden sortiert werden. Leider haben die meisten Kleidungsstücke Löcher, sind abgenutzt oder schlichtweg kaputt.
Sofort musste ich an meine eigene Schrank-Ausräum-Aktion zurückdenken, die nicht weit zurücklag. Die schöne Bluse mit dem Markenlogo habe ich für lächerlich kleines Geld verkauft. „Die ist doch noch gut!“, argumentierte ich und freute mich über den zusätzlichen Fünfer. Meine alte Hose, verwaschen und zerfleddert, war definitiv nicht mehr für den Verkauf geeignet. Für „die Obdachlosen“ war sie aber „gut genug“. Also stopfte ich sie mit anderen kaputten Teilen in einen Müllsack, den ich stolz spendete. Und mich mit federnden Schritten eigenartig überlegen fühlte.
Nun sorgte der Gewinn von meiner Bluse für einen dicken Kloß in meinem Hals. Und sieben bis zehn Steine im Magen. Die manchmal noch immer an mir nagen, wenn ich daran zurückdenke.
20 Schlafsäcke, 10 Isomatten und 20 Paar Socken
Nach meinem Nachmittag in der WoTa ging ich nach Hause und erzählte allen meinen Freund*innen und Verwandten von den wertvollen neuen Dingen, die ich gelernt hatte.
„Wusstest du, dass die WoTa ein absolutes Alkoholverbot hat? Und man bei Verdacht sofort pusten muss?“
„Wusstest du, dass es einen Unterschied zwischen wohnungs- und obdachlos gibt? Oder dass die meisten Einrichtungen sonntags geschlossen haben?“
„Wusstest du, dass mehr Tragetaschen als Kleidungsstücke gebraucht werden? Die aber nie gespendet werden, weil das so gut wie keiner weiß?“
#WärmeTeilen geht immer
Meine Begeisterung verbreitete sich wie ein Lauffeuer. Ob meine Bekannten und Verwandten gespendet haben, weiß ich nicht. Viele spendeten möglicherweise anonym.
Mittlerweile ist unsere „Wärme Teilen“ Kampagne aber abgeschlossen. Mit einer Summe von 756€ wurde etwa ein Drittel des Spendenziels erreicht. Nadine Simon-Wrobel und das Team der WoTa haben es in 20 Schlafsäcke, 10 Isomatten und 20 Paar Socken investiert. Und damit vielen wohnungs- und obdachlosen Menschen einen warmen Winter ermöglicht.
Dafür möchte ich mich in den kommenden Tagen gerne persönlich bedanken. Mit vielen Tragetaschen voller Tragetaschen und guten Kleidungsstücken, die nicht erst aussortiert werden müssen.
Alle, die den Abschluss unserer Spendenkampagne mit uns feiern wollen, es aber nicht nach Schöneberg schaffen, sind herzlich eingeladen, auf den PayPal-Link zu klicken und zu spenden.
Auch im Frühling können wir #WärmeTeilen.
Hallo,
lieben Dank für den Einblick in einen ganz anderen Bereich vom Unionhilfswerk. Ich war selber auch noch nicht vor Ort.
Es ist immer richtig und wichtig an andere Menschen zu denken und zu helfen, wenn Hilfe gebraucht wird.
Leider vergessen wir in unserem lebendigen Alltag oft wie gut es uns doch eigentlich geht und wie dankbar wir dafür sein müssen.