Dass die Digitalisierung die Gesellschaft rasant eingeholt hat, lässt sich nicht mehr abstreiten: Der Wocheneinkauf kann per App erledigt werden, das Auto parkt sich wie von selbst ein und in einigen Bereichen wird das Denken bereits komplett von Algorithmen übernommen. Der digitale Wandel ist zum festen Bestandteil unseres Alltags geworden. Unter dem Motto „POP – Power of People“ beschäftigte sich die diesjährige Ausgabe der re:publica mit dem vielschichtigen Charakter der digitalen Welt, welche Chancen und Risiken diese mit sich bringt und was wir in ferner Zukunft noch zu erwarten haben.
Social POP?
Jedes Jahr stehen auf der re:publica andere Themengebiete im Fokus. Manche kehren jedes Jahr wieder, wie z.B. „e:health“, wo alles rund um die Gesundheit in Zeiten des Netzes diskutiert wird, oder das „Law Lab“, welches sich komplett um Rechtsfragen im Internet dreht. In diesem Jahr haben es vermehrt soziale Themen auf den Programmplan geschafft. Denn auch hier ist die Digitalisierung schon längst angekommen.
Einfach Barrierefrei – Websites für Alle
Egal ob für Onlineshop-Betreiber oder Behörde – dem Thema Barrierefreiheit im Netz wird immer mehr Beachtung geschenkt. Auch bei den Besuchern der re:pubilca war dies ein gefragter Punkt. Sonja Weckenmann und Domingos de Oliveira berichteten in einem Meet-up von dem Projekt „BIK für alle“. Ziel dieses Projektes ist es, die Öffentlichkeit von den Vorteilen eines barrierefreien Webs zu überzeugen und Hilfestellung bei der Umsetzung des barrierefreien Webdesigns zu geben. Diskutiert wurde über verschiedene Funktionen für sehbehinderte Menschen. Erfahrungen beim Erstellen einer barrierefreien Website wurden ausgetauscht.
Wegweiser durch den Barrieredschungel?
Welchen Herausforderungen Menschen mit eingeschränkter Mobilität gegenüberstehen und wie diese bewältigt werden können, wurde im Talk von Matthias Heil von Daimlers Lab1886, Verena Barwitz von der Daimler AG und Holger Dietrich von den Sozialhelden e.V. aus Berlin diskutiert. Gemeinsam wurde die App WheelPilot vorgestellt, die den Alltag für Menschen mit eingeschränkter Mobilität erleichtern soll. Die App wurde mit den Daten von wheelmap.org, einem Projekt der Sozialhelden, gefüttert und ermöglicht so einen Überblick über die Zugänglichkeiten von Museen, Cafés und Co. in verschiedenen Städten.
Building Open Lights
Handwerklich ging es in einem einstündigen Workshop zu, der von Careabels geleitet wurde. Das Sozialunternehmen ist ständig auf der Suche nach digitalen Innovationen im Gesundheitswesen. Ziel dabei ist es, dass diese Hilfsmitteln einfach nachzubauen und so für jeden zugänglich sind. Zu diesen digitalen Helfern gehören auch die “Open Light“, die unter der Anleitung von Careables direkt vor Ort von den Besuchern hergestellt werden konnten. Hinter Open Light verbergen sich DIY-Leuchtmodule, die an einem Rollstuhl oder einem anderen Hilfsmittel angebracht werden können.
Media Diversity
Wie junge Menschen den Einstieg in den Journalismus schaffen können, davon handelt die Broschüre „Journalist*innen mit Behinderung – bitte mehr davon“ von Eva Werner (Deutscher Journalisten-Verband), Judyta Smykowski (Leidmedien.de) und Lilian Mansuhr (Leidmedien.de). In dieser Broschüre sind Interviews von bekannten Journalisten aus unterschiedlichen Mediensparten zu finden, die durch eine Behinderung körperlich eingeschränkt sind. Dabei berichten Sie von ihrem persönlichen Weg in den Journalismus, positiven als auch negativen Erlebnissen und geben Tipps für Bewerbungsschreiben und Co. Zusätzlich wird auch die Arbeitgeberseite in der Broschüre abgebildet, Medienhäuser geben einen Einblick in ihre Erfahrungen mit Journalisten mit Behinderung.
And the Disability Revolution will be Tweeted
Soziale Netzwerke spielen in unserem Alltag eine immer größere Rolle. Wie diese von Menschen mit Behinderung für persönliche Anliegen genutzt werden können, zeigte Robin Wilson-Beattie in ihrem Talk „…And the Disability Revolution Will be Tweeted: How Twitter Has Impacted Disability Advocacy Worldwide“. Wilson-Beattie, selbst körperlich durch eine Behinderung eingeschränkt, erläuterte, wie sie Twitter für ihre Arbeit als Sexualthearapeutin verwendet. Sie schätzt besonders an der Plattform, dass diese barrierefrei ist und jedem die Möglichkeit bietet, auf einfachem Wege seine Meinung zu vertreten. Während ihres Vortrages zeigte sie, was Menschen mit Behinderungen bisher durch Twitter erreicht haben. Einer der Erfolge verbirgt sich hinter dem Hashtag #ADAPTandRESIST (LINK), der für eine gerechte Gesundheitsversorgung von Menschen mit einer Behinderung in den Vereinigten Staaten von Amerika kämpft. In Kombination mit gewaltfreien Protesten, die ebenfalls über die Plattform organisiert wurden, schaffte es die Kampagne sogar ins nationale Fernsehen.