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Schichtwechsel – Zwei Gesichter, zwei Perspektiven

Im Oktober 2018 war wieder Schichtwechsel! Beschäftigte aus den 17 Werkstätten für behinderte Menschen tauschten ihren Arbeitsplatz mit Mitarbeitenden aus Berliner Unternehmen, Kultureinrichtungen, Stiftungen und der Verwaltung. Die Polizei Berlin, die Berliner Wasserbetriebe, Siemens, die BVG, die Alice Salomon Hochschule und viele weitere renommierte Unternehmen beteiligten sich nach dem erfolgreichen ersten Schichtwechsel 2017 wieder an der Aktion. 420 Menschen nahmen am 2. Aktionstag teil und gewannen so viele neue Einblicke in andere Arbeitswelten.

Christian Heinrich arbeitete einen Tag lang im Abgeordnetenhaus und gewann spannende Einblicke

In edlen Rottönen mit einem Steinway auf der hauseigenen Bühne lockt das Hotel Orania am Oranienplatz in Berlin neue Besucher. Orania, ein Hotel der Luxuskategorie – das hat auch Frau Vollack sofort angesprochen. Eigentlich ist sie in der  Bürsten- und Flechtmanufaktur der USE gGmbH beschäftigt, heute schnuppert sie zum ersten Mal in den Zimmerservice des piekfeinen Hotels hinein. Eine männliche Hoteldame und Frau Vollack zeigen stolz ein mit Kirschholz ausgekleidetes und edel eingerichtetes Zimmer. Insgesamt 41 Zimmer hat das Hotel Orania. Für Frau Vollack war es „mal was anderes. Es ist ein bisschen anstrengend, aber ich wollte es ausprobieren.“ sagt sie. Die intensive Bewegung am Arbeitsplatz ist sie nicht gewöhnt, aber es macht ihr „Spaß, mit Menschen zu tun zu haben. Vielleicht möchte ich in die Richtung was machen,“ meint sie gut gelaunt.

Der Schichtwechsel ist ein Aktionstag für neue Perspektiven und Begegnungen

An Stelle von Gabriele Vollack arbeiten heute Torsten Dirsat und seine PR-Managerin vom Hotel Orania in der Flecht- und Bürstenmanufaktur. Die USE hat diese Kooperation gefördert, schließlich liegen das Hotel Orania und die Werkstatt für behinderte Menschen in einer Straße, der Oranienstraße in Berlin. Die Arbeitsabläufe  in der Bürsten- und Flechtmanufaktur interessieren ihn, die Zusammenarbeit findet er klasse.

Was Torsten Dirsat etwas irritiert ist eine plötzliche Pause: „Ich war gerade so im Arbeitsflow und durfte dann nicht weitermachen,“ sagt er. In seinem Job kann er sich mehr Freiheiten erlauben und muss sich nicht an geregelte Pausenzeiten halten. Seine Hoffnung ist, dass es mehr Inklusion gibt.
Er ist öfters in den Niederlanden und dort von der Kaffeekette „Brownies & Downies“, wo Menschen mit Down Syndrom arbeiten, äußerst begeistert.

Für rund 10 000 Menschen mit Behinderung sichern die Werkstatträte den Selbstvertretungsanspruch. Ganze 17 Werkstätten für behinderte Menschen gibt es in Berlin (WfbM). Man arbeitet an neuen Perspektiven und neuen Begegnungen. Der Schichtwechsel ist ein wichtiger Baustein: ein Aktionstag, an dem Werkstattbeschäftigte und Mitarbeiter eines Unternehmens sich gegenseitig über die Schultern schauen können.

Einmal in den Job der Senatorin für Integration, Arbeit und Soziales schnuppern

Der USE-Standort in der Oranienstraße 26 ist auch so ein Ort der Begegnung. Der ockerfarbene imposante Ziegelsteinbau ist am Eingang und im ganzen Innenhof mit Blumenkübeln bestückt. Im dritten Obergeschoss sitzt die Floristik.
Hierhin kommt auch Elke Breitenbach, die Senatorin für Integration, Arbeit und Soziales, um sich als Blumenverkäuferin zu probieren. Mit einem Körbchen geht sie durchs Haus und verkauft die kleinen Blumensträuße. Die Mitarbeiter freuen sich. Gerne nehmen sie die Blumen mit nach Hause oder verschönern sich den Arbeitsplatz. Selbst beim Abgeordnetenhaus machte die Floristik Umsatz, zuletzt für eine Trauerfeier.

Da ist heute auch Christian Heinrich. Er hat mit Elke Breitenbach den Arbeitsplatz getauscht. Es ist das erste Mal, dass Christian Heinrich beim Schichtwechsel mitmacht. Im Abgeordnetenhaus ist er heute beim Fachausschuss  für Kältehilfe im Einsatz. Besonders interessant findet er, dass es in Berlin 34 obdachlose Rollstuhlfahrer gibt, „die es so eigentlich gar nicht geben würde,“ sagt er. Schwierigkeiten beim Tausch gab es für ihn keine. Es ist ja alles barrierefrei. In der Floristik ist es mehr körperliche Arbeit, in der Politik muss man sich erstmal einlesen und es gibt mehr Schreibtischarbeit, ist seine Erfahrung. Christian Heinrichs Fazit zum Schichtwechsel: „Mein Wunsch wäre es, dass Menschen mit Handicap da häufiger mit eingebracht werden.“ Die Senatorin Elke Breitenbach hat für nächstes Jahr bereits zugesagt.

Viele weitere Stimmen findet man unter www.facebook.com/Schichtwechsel.Berlin/

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