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Sorbische Osterbräuche in Corona-Zeiten zu uns nach Hause geholt – und zur Inspiration für die “Zeiten danach”….

Das wichtigste Fest der Christen, die Auferstehung Jesu, wird seit Jahrhunderten zelebriert. Die Bräuche sind dabei von Region zu Region verschieden. Auch wenn wir Ostern in diesem Jahr erneut zu Hause bleiben müssen, können wir uns mit einem Blick über die Stadtgrenzen - hinweg zu den Osterbräuchen in der Lausitz - zu Ausflügen und Aktivitäten inspirieren lassen. Und auch nach Ostern und nach Corona gibt es in dieser Region vieles zu entdecken und erkunden…

Sie sind wirklich kleine Kunstwerke – die sorbischen Ostereier.

„WITAJĆE K NAM DO ŁUŽICY!“ – Herzlich willkommen in der Lausitz

….Gäste und Besucher*innen der Ober- und der Niederlausitz im Nordosten Sachsens und im Südosten Brandenburgs wundern sich nicht selten über die zweisprachigen Orts- und Hinweisschilder an den Straßen. Slawisch klingende Namen mitten in Deutschland? Der Ursprung geht auf das 6. und 7.Jahrhundert zurück, als sich im Zuge der Völkerwanderung in dieser kaum besiedelten Region Slaw*innen niederließen – die Sorb*innen in der Oberlausitz und die Wendinnen und Wenden in der Niederlausitz. Sie kamen aus dem jetzigen Weißrussland. Zeitweilig dehnten sich die Siedlungsgebiete von der Nordsee über das Wendland bis an die Ostsee aus. Ortsnamen mit den Endsilben -ow, -itz und -in verweisen heute auf Gründungen aus dieser Zeit.

In der Lausitz haben die alten Bräuche nach Jahren der Vergessenheit in den letzten Jahrzehnten eine regelrechte Renaissance erfahren. Welche es zu Ostern sind, wollen wir uns näher anschauen….

Osterreiten ist eine Tradition aus dem 14. Jahrhundert | © J. Nitzsche

Osterreiter verkünden die Auferstehung

Seit Jahrhunderten ist es Tradition, dass in der Gegend zwischen Bautzen (obersorbisch: Budyšin) und Hoyerswerda (obersorbisch: Wojerecy) die Osterreiter*innen am Ostersonntag in Prozessionen die Botschaft von der Auferstehung Christi in ihre Nachbargemeinden tragen. Festlich gekleidete Reiter*innen mit Zylinder und schwarzem Gehrock singen Lieder und beten außerhalb der Ortschaften den Rosenkranz oder eine Litanei. Auf dem Rücken ihrer mit buntbestickten Schleifen geschmückten Pferde führen die Osterreiter*innen das Kreuz, Kirchenfahnen und die Statue des auferstandenen Christus mit.

Versuche, das Osterreiten im Nationalsozialismus zum germanischen Brauch umzufunktionieren, schlugen fehl. Auch die DDR-Regierung hatte Schwierigkeiten mit der Tradition – die Medien tabuisierten ihren christlichen Charakter. Trotzdem nahm die Reiterzahl ständig zu – in den letzten Jahren fanden sich an die 1.600 Reiter*innen an unterschiedlichen Treffpunkten zusammen und zogen  tausende von Menschen an.
Neugierig geworden? Wer in diesem Jahr vom Sofa aus zuschauen möchte, findet auf YouTube zahlreiche Filme mit den Osterreiter*innen und ihrer Liedern.

Protestanten singen

Während die katholischen Sorb*innen das Osterreiten pflegen, gibt es auf evangelischer Seite diesen Brauch nicht mehr. Nach der Reformation wurde das Osterreiten verboten. Seitdem pflegen die Protestant*innen das Ostersingen, bei dem sorbische Frauen in festlichen Trachten durch die Dörfer ziehen und Passionslieder singen.

Nach Quellen aus dem 17. Jahrhundert trafen sich in der Osternacht auch Männer, um die Felder des Dorfes Osterlieder singend zu umlaufen und anschließend singend vor die Häuser zu wandern, wo sie mit Kuchen erwartet wurden.

Diese Jahrhunderte alte, wichtige Tradition der gesamten Lausitz verschwand um 1950 fast völlig. Anfang der 90er Jahre wurde sie neu belebt.

Bräuche mit heidnischen Wurzeln

Die Ursprünge des Ostersingens und des Osterreitens liegen in vorchristlicher Zeit, als die Menschen in Prozessionen um die Felder ritten, um so die junge Saat vor Schäden durch magische Einflüsse zu bewahren und sich dadurch eine gute Ernte erhofften. Bei den sorbischen Bräuchen verbinden sich heidnische und christliche Motive: Die Sorb*innen verehrten in vorchristlicher Zeit in heiligen Hainen Sonnen- und Flussgötter. Sie glaubten an Hexen und Kobolde, an den Teufel und an den Drachen Plon. Dieser kam manchmal als struppige Henne oder erschien in Gestalt einer Eule.

Ostereier verzieren – ein Kunsthandwerk

Das Ei wird seit Jahrtausenden in vielen Kulturen als Symbol der Fruchtbarkeit angesehen. Bereits im Mittelalter wurde es als „Zinsei“ eingesetzt und musste mit der Jahressteuer abgegeben werden. Daraus entstand wohl auch der Brauch, Eier zu verschenken.

Die erste nennenswerte Erwähnung des bunten sorbischen Ostereies stammt aus dem Jahr 1717. Die mit bunten Ornamenten verzierten Eier gehören in der Oberlausitz zum traditionellen Osterfest dazu. Das Eierverzieren ist bei den Sorben zur Kunst geworden und es werden dabei die unterschiedlichsten Techniken angewendet: Die Wachs- und Kratztechnik, sowie das Ätzen und das Bossieren, worunter man das Formen mit Wachs oder Ton versteht.

Die Gestaltung ist vielfältig, trotzdem sind es hauptsächlich religiöse Symbole, die die bunten Eier schmücken. Das christliche Symbol der Dreifaltigkeit wird durch Dreiecke dargestellt, Striche dagegen symbolisieren die Sonnenstrahlen, das Licht und das Erwachen der Vegetation. Kreise und Punkte stehen hauptsächlich für den Schutz von Mensch und Tier vor bösen Dämonen.
Ein schöner Brauch, der auch im Corona-Lockdown zuhause und mit der Familie gut ausprobiert werden kann. Lassen Sie Ihrer Kreativität freien Lauf – auch hierzu finden Sie auf Youtube zahlreiche Videos mit Anleitungen und Inspirationen.

Ostereier kegeln – ein altes Spiel

Ein österlicher Brauch, der auch heute wieder sehr beliebt ist, ist das sogenannte Waleien. Im Garten oder auf einer Wiese werden die verzierten Ostereier auf einer abschüssigen Bahn aus Sand oder Erde hinuntergerollt. Wer von den Spielern das Ei des Anderen trifft, erhält ein Geldstück oder Schokolade. Der sorbische Osterbrauch war früher besonders bei den Bäuerinnen und Bauern verbreitet, die sich dadurch ein gutes Wachstum für die Saat und eine reiche Ernte versprachen.
Wie wäre es im heimischen Garten oder naheliegenden Park? Lassen Sie die bunten Eier doch ebenfalls rollen.

Elixier für Schönheit und Gesundheit

Auch der Brauch, das „Osterwasser“ zu holen, stammt aus vorchristlicher Zeit. Damit dieses besondere Wasser tatsächlich die Gesundheit und Schönheit förderte, wusch man sich mit ihm und besprengte das Vieh und mancherorts auch die Menschen, denen man begegnete. Es war allerdings nicht einfach, das Wasser zu holen: Es musste in der Osternacht vor Sonnenaufgang aus einem gen Osten fließenden Gewässer geschöpft werden. Junge Mädchen füllten das Wasser schweigend in einen Tonkrug und trugen es schweigend nach Hause. Junge Burschen versuchten, die Mädchen zum Reden oder Lachen zu bringen. Wenn sie es schafften, wurde das Osterwasser zum “Plapperwasser” und verlor dadurch alle positiven Eigenschaften. Schafften es die Mädchen aber, schweigend zu bleiben, wuschen sie sich damit zu Hause Hände und Gesicht und konnten nun für ein Jahr auf Gesundheit und Schönheit hoffen…

Osterschießen

Vorwiegend in der Oberlausitz ist das Osterschießen ein Begriff: Geschossen wird mit selbst gebauten Karbidkanonen. Der Krach und die Knallerei sollen Hexen und böse Geister auf Distanz halten. Mit dem christlichen Osterfest hat dieser Brauch allerdings wenig zu tun.

Osterfeuer

In der Nacht vor dem Ostersonntag werden in der Niederlausitz Osterfeuer angezündet. Dieser Brauch geht auf den weit verbreiteten Glauben an die reinigende Kraft des Feuers zurück. In der Lausitz zwischen Spremberg und Lübben brennen Samstagnacht mehr als 1000 Osterfeuer, die größten soll es an der Spreewehrmühle in Cottbus und am Festungsturm in Peitz geben.

Statue des Zauberlehrlings Krabat in Schwarzkollm | © R. Mettke

Auf den Spuren Krabats…..  Ein Ausflugsziel für die Zeit nach Corona

Die Sage vom guten sorbischen Zauberer ist eng mit der Geschichte Schwarzkollms verbunden. Hier spielt die Erzählung KRABAT von Ottfried Preußler die auch verfilmt wurde. Mit seiner über 600 Jahre alten Geschichte zählt Schwarzkollm zu den ältesten Ortschaften innerhalb der Region. Der liebevoll gestaltete Dorfplatz lädt ein, mehr über die einzigartige sorbische Kultur und den Sagenschatz der Lausitz zu erfahren. Der KRABAT-Brunnen mit seinen 12 Raben ist Teil eines Wasserspiels und verspricht an warmen Sommertagen eine willkommene Erfrischung. Die zentral gelegene Marienkirche verleiht dem unter Ensemble-Schutz stehenden Ortskern zusätzlich Charakter. Im 12./13. Jahrhundert mit gotischen Elementen erbaut, wurde das Gebäude nach einem Brand im klassizistisch-romanischen Stil wiedererrichtet. Aber auch die typischen Drei- und Vierseitenhöfe mit den ziegelbedeckten Torbögen, der Dorfanger und das durch die ländliche Idylle führende umfangreiche Wander- und Radwegenetz machen Schwarzkollm zu einem lohnenswerten Ausflugsziel. Vor allem der über 80 km lange KRABAT-Radweg führt durch die sorbische Region zu zahlreichen Sehenswürdigkeiten und hat mit dem Erlebnishof „KRABAT-Mühle Schwarzkollm“ ein sehenswertes Etappenziel. Hier am Originalschauplatz im Koselbruch wird die Sage vom sorbischen Zauberer wieder lebendig.

Weitere Informationen: www.schwarzkollm.de

 

Einige Inspirationen für das diesjährige Osterfest zuhause konnten wir den alten Bräuchen und Sitten entnehmen. Haben Sie weitere Ideen für gemütliche Osterfeiertage in Corona-Zeiten? Schreiben Sie es in die Kommentare.

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