Malen, was man am besten kann
Überall hängen Bilder an den Wänden oder stehen auf Staffeleien, auch Skulpturen und andere Kunstwerke sind zu sehen. Pinsel, Acrylfarben und Stifte liegen in der Mitte des großen Tisches. Reiner Köhn, Alfons Baumgärtner, Brigitte Mutschke, Brigitte Schacht, und Gaby Ceszlik unterhalten sich lebhaft. Unterdessen bemalt Michael Schmitt konzentriert ein großes Landschaftsfoto mit knallbunten, lasierenden Farben, wodurch die Landschaft einen surrealen, künstlichen Charakter und eine hohe Plastizität erhält. „Es ist erstaunlich, was sich mit einfachen Mitteln bewirken lässt“, sagt die bildende Künstlerin Birgitta von Homeyer. Gemeinsam mit Irina Wußmann, Modedesignerin und zudem Pädagogin in einer Wohngemeinschaft des UNIONHILFSWERK in Tiergarten, leitet sie die Kunstgruppe. “Jeder malt das, was er am besten kann“, fügt sie hinzu. Die beiden sehen ihre Aufgaben darin, das, was die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Gruppe können und mögen, herauszufinden. Außerdem unterstützen sie, den eigenen Stil zu entwickeln, die eigene Technik zu professionalisieren und neue Möglichkeiten der künstlerischen Umsetzung zu finden. In der Kunst gibt es viele Möglichkeiten und Einfachheit ist oft die beste Lösung. „Ich finde Blumen schön“, verrät Gaby Ceszlik. Daher gehören sie zu ihren Lieblingsmotiven.
Die Känguru-Leoparden-Dame
Birgitta von Homeyer und Irina Wußmann motivieren die Kunstgruppe, regelmäßig etwas Anderes, auch Neues auszuprobieren, zum Beispiel aus Plastikflaschendeckeln Mosaikbilder zu kreieren oder für ein urbanes Projekt einen Baumstamm zum Thema „Anders sein“ zu bemalen. Augenblicklich werden Fotos aus alten Kalendern übermalt, inspiriert durch moderne Kunst. Gaby Ceszlik, die schon lange dabei ist, zeigte in der gerade zu Ende gegangenen Ausstellung der MoArts “Was ist ?“ beispielsweise eine Känguru-Leoparden-Dame. Das Bild der Kängurudame, die aussieht, als hätte sie ein elegantes, durchsichtig schimmerndes Leopardenkostüm an, zierte die Einladungsflyer und die Plakate der diesjährigen Ausstellung. Darauf ist Gaby Ceszlik besonders stolz. Zudem freut sie sich, dass ihr Bild begehrt war und sofort verkauft wurde.
„Sie trauen sich mehr zu als vorher“
Allen gefällt es, kreativ zu sein, die Anderen hier zu treffen, zusammen aktiv zu sein und sich zu zeigen. 2008 wurde die Kunstgruppe von Birgitta von Homeyer ins Leben gerufen, seit 2010 stellt sie jedes Jahr im SOS-Kinderdorf in der Waldstraße 23/24 ihre Arbeiten des vergangenen Jahres aus. Den Namen „MoArts“ gab sich die Kunstgruppe 2014 und nahm sich so selbst ernst. „Denn „das, was wir machen, ist mehr als Basteln – es ist Kunst“, betonen die beiden Anleiterinnen. Außerdem freuen sie sich, dass sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer nicht nur in ihrem künstlerischen Ausdruck weiterentwickelt haben, sondern sich allgemein mehr zutrauen, sie selbstbewusster und offener gewordener sind und sich auch in der Öffentlichkeit zeigen. So haben sich auch einige an anderen, von der Künstlerin Birgitta von Homeyer, initiierten inklusiven Kunstprojekten im öffentlichen Raum beteiligt.
Nach der Ausstellung ist vor der Ausstellung
In den zehn Jahren sind unzählige Kunstwerke entstanden – und es werden noch viele hinzukommen. Denn nach der Ausstellung ist vor der Ausstellung. Wir dürfen also gespannt sein, was sich die MoArts in diesem Jahr alles einfallen lassen.